13. Juni
Kurzfassung:
Im Hafenstädtchen Mossel Bay entdecken wir die Nachbildung einer Karavelle der portugiesischen Seefahrer und den vermutlich ältesten Postkasten Südafrikas. Auf unserer Fahrt nach Kapstadt stoppen wir in Swellendam, betrachten alte Häuser im kapholländischen Stil und freunden uns nebenbei mit einem Hausbewohner der ganz besonderen Art an. Im Hotel blamieren wir uns ganz im Oma-Julschen Stil und fallen sehr erschöpft ins vorletzte Bett dieser Reise.
Die Details und Fotos:
Unserer erster Planpunkt heute ist das Schiffahrtsmuseum in Mossel Bay, wo die Caravelle nachgebaut wurde mit dem Bartolomeu Dias von Portugal nach Mossel Bay gesegelt ist. Dias umsegelte als erster Europäer die Südspitze Afrikas. Mit diesem Nachbau sind später 17 Jugendliche die Route nachgesegelt.
Vom Museum aus haben wir eine gute Sicht auf den Bay und sehen sogar einmal einen Wal sprühen, allerdings nicht den Wal dazu, nur die Vögel die über ihm kreisen. Der Name Mossel Bay (=Muschelbucht) entstand durch einen Holländer, der in einem Brief schrieb, dass es dort nur Muscheln gäbe und sonst nichts. Wir geben dort auch Karten beim ältesten Postfach Südafrikas auf, einem Stiefel in welchen früher die Briefe im Vorbeifahren an der Bucht hinein gesteckt wurden.
Auf unserem weiterem Weg erreichen wir das Ende des Indischen Ozeans und der Atlantik fängt an, was man vor allem an dem vielen Seegras erkennen kann. Wir erfahren etwas mehr über die Verdienste der Südafrikaner. Es gab früher nie einen Mindestlohn, die Farmer bezahlten ihre Arbeiter mit Naturalien sobald es eine Ernte gab, sie bekamen daher auch immer Essen und ein Dach über dem Kopf. Dann wurde der Mindestlohn von R1250 eingeführt und auch wenn das nicht viel ist, konnten die Farmer nicht mehr alle bezahlen, da sie selbst von der Ernte abhängig waren. Somit wurden viele Arbeiter gekündigt und mussten mit ihren Familien wegziehen und waren schlechter dran als davor. Für andere Arbeitsgruppen ist das allerdings gut. Ab nächstem Jahr sollen es R1500 sein.
Anschließend bleiben wir bei einem Aloe Verox Geschäft stehen – die Aloe Verox hat mehr Bitterstoffe als die Aloe Vera und ist daher noch entgiftender. Wir kaufen Souvenirs und Kaffee und fahren dann weiter nach Swellendam.
Nun erzählt uns Angelika etwas über die Südafrikanische Flagge. Die meisten Fahnen haben 2-4 Farben, Südafrika hat sechs. Bischof Desmond Tutu nannte Südafrika die „Regenbogennation“, was dann weltweit immer wieder verwendet wurde. Die Fahne darf nur auf zwei Arten aufgehängt werden, wird sie vertikal aufgehängt sieht man ein Y. Dies wurde von einem Geschichteprofessor so gedeutet, dass in Südafrika die Kulturen aus zwei verschiedenen Richtungen zusammenkamen und sie nun einen gemeinsamen Weg gehen. Auch die Farben werden manchmal gedeutet: Schwarz und weiß stehen für die Ethnien, rot für das Blut das in der Geschichte vergossen wurde, grün für die Landwirtschaft, welche der Pfeiler der südafrikanischen Ökonomie ist, blau für die beiden Ozeane die Afrika umschließen und das Gelb für den Reichtum an Bodenschätzen (es gibt noch andere Deutungen).
Wir halten an bei „Drostdy“ in Swellendam, dem Museum der Landvogtei. Man kann durch das Haus des Landvogts gehen und auch verschiedene Häuser, Schmieden und die Mühle am Grundstück erforschen. Viel mehr interessiere ich mich aber für ein wildes Chamäleon, mit welchem ich mich geraume Zeit beschäftige. Sonja, eine 22-Jährige aus der Reisegruppe, und ich machen diverse Farbexperimente mit dem Tierchen: Erst setzen wir es auf einen roten Untergrund, einen türkisen, grünen, und soweiter. Es wechselt von hellgrün bis tiefschwarz und dann lernt es auch noch meinen Reisebären Waky kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick! Auch der Himmel ändert seine Farben langsam zu tiefschwarz, als wir bei einem Restaurant pausieren…
Auf dem Weg nach Kapstadt begegnen wir einer Kuh, die panisch die Straße entlang läuft. Kurz darauf sehen wir den dazugehörigen Besitzer, der wild schreiend hinterherläuft. Welch Spektakel! Ob die Kuh jemals wieder gefangen wurde?
Unser Hotel in Kapstadt erreichen wir recht spät und erschöpft. Wir müssen nur schnell unsere Sachen ins Zimmer bringen und schon wieder hinunter, um mit Angelika und einem anderen Wiener, Karl, zu besprechen, wie unser Ablauf bei den Viktoria Fällen sein wird. Alle deutschen Mitreisenden haben die Option, um zwei Tage zu verlängern abgelehnt.
Nach dem Abendessen gehen wir wieder hinauf in das Zimmer und bemerken jetzt erst, dass es total nach Rauch riecht. Außerdem lässt sich das Safe nicht öffnen, da die Personen, die das Zimmer zuvor bewohnt haben, es verschlossen gelassen hatten. Der Zimmerservice schickt uns einen kräftigen Mann aus dem Kongo hinauf, der uns – neben vergeblichen Bemühungen den Safecode mit einem kleinen Gerät zu knacken – seine Lebensgeschichte klagt. Mit Tränen in den Augen erzählt er uns davon, dass er im Kongo gezwungen wurde, bei den Rebellen in der Armee mitzuwirken, da er zuvor Basketballer und Bodybuilder war und sich daher gut als Kommandant eignete. Sie drohten ihm damit, seine Familie zu ermorden, somit blieb ihm keine andere Wahl. Er kommt allerdings nicht dazu, uns zu erzählen wie er dann anschließend nach Deutschland und zuletzt nach Südafrika kam (außer dass er fliehen musste), da er von einem Handwerker unterbrochen wird. Dieser versucht ebenfalls vergeblich den Code auszulesen und packt zuletzt seine Bohrmaschine aus. Beide sitzen sie vorm Safe und bohren und schrauben, bis es endlich aufgeht – und: sogar noch funktioniert.
Ein neues, nicht nach Rauch stinkendes Hotelzimmer wird uns für den folgenden Tag versprochen. Stattdessen kommt ein Zimmermädchen und sprüht chemischen Gestank in unserem Zimmer – das sollte ein „Refresher“ sein. Naja, besser als der Rauch. Ich schlafe inzwischen fast über Kapstadts lebhaften Straßen ein…
Kapstadt selbst leidet immer noch unter dem Wassermangel, weswegen die Duschen und Wasserhähne gedrosselt sind. In manchen Zimmern gibt es kaltes Wasser, aber bei uns ist alles in Ordnung. Oma lässt sich ein wenig Wasser zum Waschen in das Becken ein, doch es rinnt nicht mehr ab. Eine Zeit lang höre ich sie im Badezimmer, welches übrigens keine Tür hat, ärgerlich vor sich hermurmeln, bis ich komme um zu helfen. Sie will gleich wieder den Zimmerservice rufen, doch ich bin der Meinung, dass es da ja eine Lösung geben muss. Der Wasserstöpsel ist ja geschlossen, und irgendwo muss man den doch öffnen können! Wir tasten beide das Waschbecken oben und unten, links und rechts, hinten und vorne ab, doch können wir nichts finden. Somit fahre ich abermals aus dem 10. Stock hinunter zur Rezeption – denn unser Telefon funktioniert auch nicht – und sie schicken erneut den Mechaniker. Dieser spaziert gemütlich in das Badezimmer, drückt einmal auf den Stöpsel der somit aufgeht, lacht vor sich hin und geht wieder. Peinlich!
Nach dieser Aktion fallen wir dann müde ins Bett. Leider hören wir noch längere Zeit den Lärm von der Bar über uns und schlafen sehr schlecht.