Das Grand Finale ist gekommen: Mit den zwei Seen, Mono Lake und Lake Tahoe, als entspannenden Abschluss und einen Abstecher in Johnny Cash’s Fußstapfen geht meine Reise zu Ende…

01. August 2016

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Ich stehe früh auf, um den letzten vollen Tag in Kalifornien / Nevada (da ich mich momentan eher an der Grenze bewege) zu genießen. Seit gestern ist der rechte Fuß zwar wieder einigermaßen in Ordnung, jetzt stehe ich auf dem linken auf und knicke sofort wieder ein vor Schmerz. Ich habe mir in Vegas eine dicke, fette Wasserblase auf der Fußsohle zugezogen, diese scheint sich nun entzündet zu haben, hat bereits eine geschwollene Flaeche von 4cm Durchmesser und auftreten ist erstmal unmöglich.

Nach dem Frühstück im Motel geht es Richtung Lake Tahoe. Einen „kurzen“ Zwischenstopp plane ich beim Mono Lake ein, der sich dann als eine Pause von fast 3 Stunden herausstellt. Ich halte beim Visitor Centre an, um von dort aus trotz Blase im Humpelschritt hinunter zum See zu wandern.

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Dieser etwa 2km lange Weg stellt sich dann aber doch als recht weit heraus, zumal ich den Pfad verliere und irgendwo wild herum bergab Richtung See streife, auf der Suche nach der Fortsetzung des Pfades. Die finde ich dann, als ich bereits fast ganz unten bin; ich habe einen großen Umweg gemacht. Als ich beim Holzsteg, der den See entlang führt, ankomme, bin ich sehr enttäuscht. Die typische Mono-Lake Postkarten Attraktion, ist gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, der Steg hört auf einmal auf.

All dieser Weg, für ein bisschen Wasser? Oder ist das da rechts herum um den Steg nicht eh ein kleiner Pfad? Und da hinten sind doch auch zwei Menschen zu sehen, na dann muss das wohl in Ordnung gehen! Somit kämpfe ich mich Richtung Fotomotiv. Der Salzstrand ist heimtückisch, denn manchmal ist er fest, und an anderen Stellen sinke ich sofort bis zum Knöchel ein. Nach ein paar Metern habe ich den Dreh dann raus. Da ich die Vögel beim Nisten am See nicht stören will (auch der Grund, warum das alles gesperrt ist), mache ich einen recht weiten Bogen um die kleinen Nistbuchten herum, und daher dauert die ganze Tour noch viel länger.

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Aber endlich bin ich bei den zwei berühmten Salzsäulen angelangt, die jede Postkarte schmücken, und fotografiere und fotografiere und fotografiere, wohl beruhigt, dass die zwei Menschen von vorher auch immer noch dort stehen.

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Da man von meiner Position aus den Pfad nicht mehr sehen kann, folge ich einfach den beiden zurück, bis ich feststelle, dass ich wiederum viel zu weit gegangen bin. Also noch einmal durch hohe Gräser, mit Spinnweben an den Beinen, herumhüpfenden Insekten, zwei Häschen, einer dieser Mini-Ratten-Streifenhörnchen die auch in Death Valley zu sehen waren, vielen Eidechsen und anderen Dingen, die im Gebüsch herum rascheln. Hoffentlich keine Klapperschlangen! Von meiner Tour gestern bin ich auch schon ganz blau, wer weiß, was heute noch dazu gekommen ist.

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Trotz Schmerzen in beiden Füßen (der rechte meldet sich so langsam zurück) komme ich endlich oben an.

>> Für alle, die nicht so viel Zeit haben, eine Autominute weiter Richtung Norden vom Besucherzentrum entfernt, ist ein Parkplatz mit direktem Zugang zum Holzsteg… <<

Zum Glück sind die Temperaturen nicht so schlimm wie in Death Valley. Im Tal des Todes hatte es bis zu 50 Grad, auf meiner Route heute durchschnittlich 25-35. Die Landschaft sieht hier fast aus wie in Österreich.

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Von Mono Lake fahre ich fast ohne Unterbrechungen nach South Lake Tahoe, da ich unbedingt noch schwimmen gehen will. Um 15:30 checke ich im Blue Lake Inn ein, dem mitunter schönsten Motel auf meiner Reise, und trotzdem günstiger als viele andere.

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Inkludiert im Preis: Der Zugang zum Strand, der 10 Gehminuten entfernt liegt. Dort bin ich dann um 16:30 und schwimme ein paar Minuten im Wasser. Dort ist mir fast wärmer, als danach draußen, der Wind ist recht stark, und es hat ja auch „nur“ 27 Grad. Ich bin ja jetzt schon anderes gewohnt.

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Anschließend gönne ich mir eine kurze Dusche und gehe abermals zum Strand hinunter, wo ich mich in das Strandlokal setze und den genialsten Salat aller Zeiten bestelle: Frühlingsspinat mit Erdbeeren, gerösteten Mandeln, roten Zwiebeln, getrockneten Cranberries und Champagner-Vinaigrette. Ein tolles Abschlussessen mit schöner Aussicht.

Ich will auf den Sonnenuntergang warten, als sich auf einmal der Mann, der am Tisch neben mir gesessen hat, in mein Gesichtfeld schiebt und einfach setzt. Was für eine Unart, er fragt nichtmal nach, sondern meint nur: „Ich hab mir gedacht, du sitzt hier alleine rum, also setz ich mich halt mal dazu.“ Wir unterhalten uns kurz, und ich versuche mich höflich zu verabschieden, dann fragt er auch noch, ob ich Lust hätte, mich nachher nochmal zu treffen. Ich labere wohl eine offensichtliche „Ach tut mir Leid, ich muss noch packen und ich muss…. Dinge tun“-Ausrede und verstecke mich auf der anderen Seite des Strandes hinter einem Gebäude auf einer Bank, weil ich wirklich unbedingt meinen letzten Abend alleine genießen und den Sonnenuntergang ansehen will.

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Naja, er ist auch schon lang alleine herumgereist, er hat’s halt probiert, soll man ihm nicht übel nehmen. Ich wurde unterwegs immer wieder mal ganz erstaunt gefragt, ob ich alleine reise, ich denke, dass sich das viele gar nicht vorstellen können. Ich find das eigentlich unglaublich schön mal alleine zu sein, vor allem nach der Vegas-Action gerade.

02. August 2016

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Um ja rechtzeitig beim Flughafen zu sein, stehe ich bereits um 07:30 auf, esse um 08:00 im Motel Frühstueck und mache mich dann auf den Weg. Das Navi sagt 12:30 Ankunft, also knapp 4h zu früh um das Auto zurück zu bringen. Ich bin guter Dinge, dass ich irgendwo unterwegs was Nettes finden werde. Ich fahre durch Lake Tahoes Gebirge Richtung Sacramento, und nirgendwo gibt es etwas zum Stehenbleiben. Ich sehe zwar in weiter Entfernung einen unglaublich schönen Wasserfall, aber Aussichtspunkte und Wanderwegbeschriftungen sind eher rar.

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Somit fahre ich in El Dorado – übrigens einer unglaublich wunderschönen Stadt in genauso schöner Landschaft (eine Kombination aus Steppe und Blumenwiese, ganz anders, als überall, wo ich bisher in Kalifornien war) – ab und zum dortigen California Welcome Centre, wo ich mich informiere, was ich am Weg noch so machen könnte. Ich entschließe mich fuer das Folsom Prison Museum. Ich bin bereits an Jackson vorbei gefahren, mein Roadtrip wurde sowieso ständig von Cash begleitet, also warum nicht auch zum Gefängnis, wo er einen seiner legendärsten Auftritte hatte (er war uebrigens niemals dort inhaftiert, fuer alle die alles glauben, was in Walk The Line zu sehen ist).

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Das Museum ist eher nicht so aufregend, es ist eine winzige Hütte, die theoretisch über das Leben im Gefaengnis berichtet, aber das Gefängnis selbst besuchen darf man nicht, da es noch aktiv ist, und überall Militär zu sehen ist.

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Ich stellte rückwirkend auch fest, dass ich unabsichtlich am Militärparkplatz anstatt vor der Tür geparkt habe, das scheint aber keinen zu stören. Fotos machen darf man kaum am Gelände, nur vom dortigen Turm. Ein kleiner Raum ist Johnny Cash gewidmet, mit recht interessanten Originalartikeln und Fotos aus Zeitungen und von Fotografen. Ich besorge mir dort noch die Life-CD von seinem Auftritt und fahre dann weiter zur Autorückgabe.

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Kurz davor muss ich nochmals volltanken und verabschiede mich mental von den 70-80cent pro Liter Preisen, die ich garantiert vermissen werde. Auch der Abschied von Sid ist nicht so leicht, der kleine Faulpelz darf wieder schlafen gehen.

Am Flughafen erfahre ich, dass mein Flug um eine Stunde Verspätung hat, esse gemütlich zu Mittag und schließe so gleich Bekanntschaft mit einem Mitarbeiter. Matthew, er arbeitet beim Security Check. Wir tauschen unsere Facebook-Kontakte aus, da er gerne Mal Österreich sehen würde.

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Der Flug selbst vergeht unglaublich schnell, mühsam ist eher der 5-stündige Zwischenaufenthalt, ein bisschen aufgepeppt durch meine Schusseligkeit, durch welche ich meinen Reisepass, das Flugticket und das Handy am Klo vergesse, glücklicherweise taucht alles wieder auf. Auf dem Anschlussflug nach Wien treffe ich eine ehemalige Wienerin, die seit 57 Jahren nicht mehr in Wien gewesen ist, da sie mit 20 nach Kanada und anschließend nach New York, San Francisco und nun Phoenix gezogen ist. Es isttotal nett sich mit ihr zu unterhalten, und sie freut sich schon sehr auf ihren Sohn und Enkelsohn, die sie in Wien besucht. Ich helfe ihr anschließend noch mit ihrem Gepäck und sie ist so lieb und freut sich so sehr darüber, dass sie mich gleich umarmt und meint, sie hofft, wir sehen uns irgendwann wieder. Papa holt mich dann um 23:00 vom Flughafen ab, und ich bleibe dank meines Jetlags bis 04:00 in der Frueh hellwach. Um 06:00 geht es in die Arbeit und gleich rein in den Alltag!

Die Reise war unglaublich schön. So viel zu sehen, in so kurzer Zeit, das war dann aber doch auch schon anstrengend, und diese vielen Eindrücke muss ich erst mal verarbeiten. Ich kann Kalifornien auf jeden Fall weiterempfehlen. Es ist sehr vielfältig und bestimmt ist für Jeden etwas dabei. 

Mono Lake – Lake Tahoe – SFO

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