For those who come to San Francisco,
Be sure to wear some flowers in your hair.
If you come to San Francisco,
Summertime will be a love-in there.[Scott McKenzie]
17. Juli
04:00 Früh. Müde und aufgeregt kämpfe ich mich aus dem Bett, um 05:00 holt mich Papa ab und bringt mich zum Flughafen. Eine große Reise steht bevor: Alleine auf dem Weg nach Kalifornien, um der Hochzeit einer langjährigen Freundin beizuwohnen, natürlich in Kombination mit einem Road-Trip, wenn ich schon mal so weit fliege!
Um 07:45 sitz ich schon im Flieger. Nach einem laaaaangen, 5 Stunden-Aufenthalt in London dann die zweite Etappe meiner Reise: Der Langstreckenflug nach San Francisco. Ich bin dankbar, dass mein Sitznachbar mich beim Fenster sitzen lässt – das Flugzeug ist riesig, hat zwei Stockwerke, jede Menge Stauraum und zahlreiche Filme (zu meinem Entertainment tragen Zootropolis, Brooklyn und How To Be Single bei). Außerdem habe ich das Gefühl, ich habe ständig Essen vor mir stehen, weiß schon gar nicht mehr, wohin ich das noch essen soll. Ein paar Stunden verschlafe ich, in der Hoffnung, so meinen Körper und den möglichen Jetlag auszutricksen.

Was mir gleich auffällt: Die berühmten Cable Cars – immer noch ein beliebtes öffentliches Verkehrsmittel in San Francisco
Der erste Eindruck von San Francisco ist eher negativ, der Zug in die Stadt stinkt nach Urin, die Leute verhalten sich seltsam, es sind überall Obdachlose zu sehen (jetzt weiß ich, es sind über 6000 in San Francisco). Mehrmals werde ich gefragt, ob ich Gras haben möchte. Ich hatte ein Zimmer über AirBnb gebucht, welches nur 20 Minuten von der Innenstadt entfernt liegt, direkt beim Golden Gate Park und von wo aus man bis zur Brücke sehen könnte, sofern sie nicht wie so üblich im Nebel liegt. Die Besitzerin des Apartments, Laura, empfängt mich sehr herzlich und hat bereits mehrere Karten ausgedruckt, um mir zu zeigen, wie ich das Meiste aus meiner begrenzten Zeit in dieser Stadt herausholen kann. Um 22:00 kann ich nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen, ich habe eine 24 1/2 Stunden Reise hinter mir, und lege mich dankbar auf das doch sehr bequeme Ausziehsofa schlafen. Laura fragt mich noch, ob es sehr schlimm ist, dass sie „very early“ aufstehen muss. Was ist „very early“ in San Francisco? 09:00 ist die Antwort. Um diese Zeit bin ich zumeist schon 2 Stunden wach… Things are different here.
18. Juli
Den gestern noch nicht merkbaren Jetlag spüre ich umso mehr heute um 04:00 in der Früh, als ich hellwach im Bett liege und mich frage, wie ich die nächsten 5 Stunden verbringen soll. Nach diversen Handyspielereien und Durchforsten von mehreren Tourist Guides, beschließe ich um 07:30 eben doch schon früher aufzustehen und verlasse um 08:30 das Haus.

Fußweg: 13,5 km
Mit den Bus geht es zum Union Square, eingequetscht zwischen einem – so mag manch böse Zunge behaupten – Amerikaner von typischer Statur (was aber eigentlich nicht auf die Leute hier zutrifft, alle laufen, fahren Rad, gehen die Hügel auf und ab und auf und ab) und einem nach Alkohol stinkendem Mann. Bus fahren ist sehr lustig, ich brauche einige Zeit, um heraus zu finden, wo der Halteknopf ist: Es gibt keinen. Durch den Bus entlang der Fenster verläuft ein Draht, an dem man zupft, der dann vorne einen Haltebefehl auslöst. Angeschrieben ist das nirgendwo.
Der Union Square ist verbaut und wenig ansehnlich, von dort gehe ich zu Fuß zu dem erst langsam erwachenden Chinatown, weiter durch North Beach (dem italienischem Viertel der Stadt) und hinauf zu der berühmten kurvenreichen Lombard Street.
(Klick auf ein Foto öffnet die Galerie in groß)
>> Wohingegen man auf Chinatown und North Beach meiner Meinung nach auch getrost verzichten kann, sollte man die Lombard Street absolut nicht verpassen! <<
Es ist wunderschön, die Aussicht ist großartig, und diese Blumen… Grandios! Von dort geht es wieder hinunter in die andere Richtung zum Coit Tower, ich muss etwa 15 Minuten lang anstehen. Die Aussicht von oben ist absolut sehenswert. Man sieht über ganz San Francisco, bis hin zur Brücke, die zwar ganz typisch im Neben lieg, doch dieser verzieht sich so langsam. Im Lift hinunter fragt uns der Schaffner, ob wir nach Alcatraz fahren werden. Nein – hier ein Tipp am Rande – am besten mindestens drei Monate vorab buchen.
>> Alcatraz-Tickets erhält man ausschließlich Monate im Voraus – zumindest zur Saison… Also: Rechtzeitig buchen! <<
Eine junge Frau meldet sich, dass sie sehr traurig deswegen wäre, und ich scherze mit ihr, dass sie ja hinschwimmen könnte. Sarkastisch spricht das amerikanische Volk aber nicht, weswegen ich mir eine Rüge vom Schaffner einhole, dass ich so etwas doch nicht ernsthaft tun könnte, es gäbe Boote. Auf dem Weg hinunter (San Francisco lebt von ups and downs – viele Hügel, viel Anstrengung) vom Coit Tower zum Pier 39 treffe ich abermals auf die Frau aus dem Lift, die mich daraufhin fragt ob ich auch alleine reisen würde. Somit beschließen wir kurzerhand den Pier gemeinsam zu erkunden, und bei einem Fischrestaurant zu Mittag zu essen (11:30 wird immer mehr meine Lunchtime…!). Sie heißt Zsuzsanna und kommt aus Budapest, ist 29 Jahre alt und nur für eine Woche im Zuge eines Business Trips hier zu Besuch. Wir schlendern dann zum Ende des Piers, wo man saisonal die Robben sonnenbaden sehen kann, Juli ist allerdings leider nicht die Zeit dafuer.
Weil ich so begeistert von der Lombard Street war, begleite ich sie noch ein zweites Mal die steile Straße hinauf, und bewundere abermals diesen wunderschönen Stadtteil, diesmal bei strahlendem Sonnenschein – somit der perfekte Zeitpunkt, sich auf den Weg zur Brücke zu machen.
>> Nichts ist schöner, als an einem sonnigen Nachmittag zu Fuß vom Zentrum zur Golden Gate Bridge zu schlendern. Natürlich den Strand entlang! <<
Ich weiß, viele Leute sind faul, oder schon müde von vorrangegangenen Reiseetappen: Aber der Fußweg zur Brücke ist fast schon ein Muss. Wer San Francisco bis dahin noch nicht ins Herz geschlossen hat, wird es spätestens dann tun. Der Weg führt den ganzen Hafen entlang, über den Strand, bis unter die Brücke. Alles blüht, ist grün, das Meer rauscht, die Aussicht ist atemberaubend, man sieht auf Alcatraz und San Francisco Downtown, und die Brücke obendrein. Vor allem heute Nachmittag: Je später es wird, desto mehr verschwinden die Wolken.
Beim Fort Mason macht mich ein 26-Jähriger aus Birmingham darauf aufmerksam, dass sich dort eine einzelne Robbe am Pier sonnen lässt (er hat schon einige Zeit den gleichen Weg gehabt wie ich und vermutlich gesehen wie gerne ich fotografiere). Somit kommen wir ins Gespräch und verbringen dann auch den gesamten Nachmittag miteinander. Er führt mich ein Stück vom Strand weg zum Palace of Fine Arts, das ich alleine vermutlich nie angesehen hätte. Dieses ist aber Punkt 3 meiner Must-Dos und Sees in SF!
>> Die Architektur des Palace of Fine Arts ist atemberaubend schön und ein absolutes San-Francisco-Must-See! <<
Ein Asiate ist so gebannt, von dem was er sieht, dass er mit einem lauten Peng gegen ein Straßenschild knallt. Besser also erst schauen, dann gehen… Ravi und ich müssen uns beherrschen, um ihn nicht mit unserem anschließenden Lachanfall in seiner Ehre zu kränken.
Geht man dann in die nordwestliche Richtung weiter beim Palace wieder hinaus und die breite Straße bergauf, kommt man zu einer der vielen secret staircases in San Francisco: unglaublich steile Treppen, mit toller Aussicht und wunderschöner Bepflanzung. Ein paar Überfleißige laufen die Treppen auf und ab als ihr Cardio-Programm, Ravi und ich quälen uns bei der nun doch schon starken Sonne bergauf. Der Weg lohnt sich: Die Aussicht ist großartig.
Überall in San Francisco sind Skulpturen von Herzen versteckt, von 130 habe ich nur 3 gefunden. Diese waren beim Union Square, beim Pier 39 und eben bei diesem secret staircase zu finden. Von dort geht es durch den Presidio Park erst einmal auf einen Kaffee im Starbucks, meine Müdigkeit macht sich doch schon sehr bemerkbar.
Immer weiter Richtung Brücke, wird unsere Fitness endlich belohnt, als wir mit phenomenaler Aussicht am Fuße und danach am Beginn der Brücke stehen. Der krönende Abschluss für einen absolut perfekten Tag. Ich habe das Gefühl, alles was ich wollte und noch mehr gesehen zu haben, ich habe nette Menschen kennen gelernt, ich habe diese Stadt in so kurzer Zeit lieben gelernt. Sie haben hier alles, Natur, das Meer, Citylife. Wir sitzen dort eine ganze Weile und sehen den Wellen und einem Angler zu, das hat etwas sehr friedliches, trotz der Stadt, die ziemlich weit weg zu sein scheint.
Anschließend nehme ich dann schon den Bus, mein Knie schreit nach einer Pause. Ich fahre damit hinunter zum Golden Gate Park und gehe dort in die andere Richtung in die Haight Street hinein, eine Straße die offenbar untertags bluehendes Hippieleben zeigt, mit bunten Shops, alternativen Menschen, und drugs, drugs, drugs, um es so zu beschreiben, wie Laura es tat. Abends ist es eher unheimlich, viele Obdachlose, und auf der Suche nach etwas Essbaren kehre ich in einem fragwürdigen mexikanischen Restaurant ein und nehme lieber nur Gemüse, um mich nicht selbst zu vergiften. Es ist schmutzig und unfreundlich, aber das Essen sieht dann ganz gut aus, und ist auch genießbar. Am Rückweg will ich mir bei Wholefoods für den nächsten Tag etwas zum Frühstücken kaufen, und ich muss sagen, ich hab noch nie so eine lange Schlange gesehen. Hofer am Samstag ist nichts dagegen, sie stehen bis ganz nach hinten, und dann noch weiter um die Ecke im Geschäft an – wer tut sich sowas an?
Abends im Spiegel entdecke ich meinen Sonnenbrand. Meine Freundin Simi hatte mich zwar gewarnt, dass das kalte Wetter in San Francisco sehr täuscht und ich mich einschmieren sollte, was ich auch getan hatte, aber meine Stirn glüht mir rot entgegen und lacht mich dennoch aus…
19. Juli
Um 04:00 wache ich wieder auf, felsenfest überzeugt, dass ich sowieso nicht mehr einschlafen kann. Kaum habe ich mir das gedacht, falle ich in so einen tiefen Schlaf, dass ich erst um 08:00 wieder wach werde, etwas spät, aber ausreichend, um Vormittags noch den Golden Gate Park, der um die Ecke liegt, erkunden zu können. Der Park ist riesig! Und er ist der schönste Park, denn ich je gesehen habe. Er vereint alle verschiedenen Stile der Park-Architektur, und ich muss es sagen; die Briten können sich da einiges absehen!
>> Der Golden Gate Park ist 4.1 km² groß und vereint eine unglaubliche Vielfalt an Stilen, ein Muss für jeden San Francisco-Besucher! <<
Ich schlendere durch Wälder, komme auf einmal zu Rosengärten, zu einem See, dann wieder zu anderen Wäldern, mit anderen Bäumen, die Vegetation ist unglaublich vielfältig. Beim De Young Café zum dazugehörigen Museum genieße ich einen Cinnamon Bun und einen Capuccino, mit fabelhafter Aussicht.
>> Das Highlight: Ich sehe im Park zum ersten Mal einen Kolibri – mein absoluter Lieblingsvogel! <<
Dann ist meine Zeit in San Francisco zu Ende und ich muss zum Flughafen, wo ich mich mit Freunden treffe, um Richtung Los Angeles zu reisen…