11.09.
Diesen Tag hab ich voll und ganz Rob gewidmet. Und was machen Rob und ich am Liebsten? Natuerlich nach ‚Betsi‘ (Betws-Y-Coed) fahren und dort einen nach dem anderen Outdoorshop durchschlendern, hier und da was kaufen, und uns wuenschen, wir haetten die Lotterie gewonnen (sagt man glaub ich auf Deutsch nicht so, aber egal). Bevor’s aber los ging, troedelten wir den ganzen Morgen herum, taten alles und nichts, genossen das Haus und hatten um 12:00 Fruehstueck mit Aussicht auf die Straits. Super Ploughman’s Lunch – Rob’s Spezialitaet. Ich liebe dieses Haus so sehr, ich wuerde es so gerne kaufen und hier herziehen. Es ist einfach perfekt! Der Garten, die Aussicht, die Atmosphaere, alles fuehlt sich nach ‚zu Hause‘ an. Am liebsten wuerde ich bleiben.
Betsi hoert nie auf, magisch zu sein. Ich kaufte einen kleinen Rucksack im Angebot zum Klettern, erklaerte einer Dame, dass ‚Deuter‘ [Deuter] ausgesprochen wird, und nicht [Düter] (oh, oh, ein Umlaut), und Rob und ich probierten das neue Eiscreme Geschaeft aus. Wir gingen auch into Tesco’s und beim Verabschieden sagte Rob: „Danke“ zur Verkaeuferin und blieb dann total verwirrt stehen und konnte nicht aufhoeren, sich selbst auszulachen, bis er nur meinte: „God I’m such a bilingualist!“. Er ist wohl etwas verwirrt, welche Sprache er hier zu sprechen hat. Bei Cotswold Outdoor ließ ich erneut, wie schon im Winter, einen Shoe-Fitting-Test machen, diesmal fand ich die perfekten Schuhe – und leider kosten sie hier 50€ mehr als in Oesterreich, weswegen ich erst Recht mit den Billigsdorferlatschen nach Yorkshire muss, und vermutlich wieder einen ganzen Teich in meinen Schuhen beherbergen werde. Egal, nur die Harten kommen in den Garten. Wir schlenderten auch noch ein wenig den Bach entlang und dann musste ich Rob schon bald zur Arbeit chauffieren. Vorher ging’s aber noch ins absolut schoenste Kaffee in dem ich jemals gewesen bin – dem ‚Ugly House‘ Cafe. Es hat einen eigenen Garten, der so groß ist, dass man vermutlich eine Stunde braucht, um alles zu sehen, es gibt ein Bienenmuseum, Bienenstoecke, Vogelhaeuschen, Insektenhotels, und alles andere Moegliche. Das Haeuschen selbst besteht aus lauter großen Steinen und ist umgeben von Blumen und Gruen. Es ist einfach perfekt! Und der Cream Tea (Scones, mit Cream und dann Marmelade darauf, dazu Schwarztee) war der beste ever – obwohl in den Scones Rosinen waren! Toller Shoppingday-Abschluss.
Waehrend Rob in der Arbeit war, hing ich seine Waesche von der Leine im Garten ab (eine Sekunde danach fing es an zu regnen, good timing). Dieser Moment war einfach so unbeschreiblich schoen. Mit dem Blick auf die Straits, den letzten Sonnenstrahlen, mitten im Nirgendwo, alleine in diesem riesigen Garten. Als wuerde ich dort leben. Einer dieser Momente, die man gerne irgendwo einstecken wuerde, um immer wieder dorthin zurueck zu kommen. Ich werde jetzt schon wehmuetig bei dem Gedanken, wieder weg zu muessen. Nachdem ich ein bisschen relaxed hatte, beschloss ich dann noch Brombeer-Marmelade zu machen. Meine erste selbst-gemachte Marmelade, ich kann nicht glauben wie einfach das ist. Um 22:00 holte ich ihn von der Arbeit ab und eigentlich haetten wir uns dann noch mit meinen Linguistik-Jungs im Pub treffen sollen, von denen kam aber keine Nachricht, weshalb wir letztendlich zu Hip Hop in Rob’s Zimmer (es ist so groß, er koennte da drin ne Pole aufstellen – neid!) den Moonwalk uebten, wild herumtanzten, und dabei sein Bett machten. Nach diesen narrischen „5“ (vielleicht 15) Minuten gab’s dann Kekse und Tee und den Film ‚Silver Linings Playbook‘ – ebenfalls sehr empfehlenswert!
12.09.
Heute Morgen ging’s wieder ans Eingemachte: Rob und ich versuchten unser Glueck an unserer very first self-made Chutney: Brombeeren und Aepfel aus dem Garten, rote Zwiebel, Cider Essig, ein Schuss Rot-Wein – Fazit: Delicious! Jetzt brauchten wir nur noch einen guten Kaese dazu, der sich spaeter auch fand.
Um 12:30 hieften wir uns auf die Fahrraeder um zum Beaumaris Food Festival zu fahren und ich erlebte die anstrengensten 20-30 Minuten seit… keine Ahnung. Ich bin ja nicht schlecht im Krafttraining, aber in Cardio versage ich offenbar hochhaus. Ich pack’s einfach immer noch nicht wie fit Rob ist. Er geht ja staendig mountainbiken, das waer wohl nichts fuer mich. Die paar Huegerl (wohl nicht viel steiler als ein paar Huegerl in Wien) haben mich komplett fertig gemacht, waehrend Rob froehlich vor sich hin strampelte und ich ihm wahrscheinlich mehr als zu langsam fuhr. Mal abgesehen davon dass es im Vergleich zu den Wiener City Bikes eine Unmenge an Gaengen gab, mit denen ich auch noch so meine Problemchen hatte. Er war aber gluecklicherweise geduldig und hat mich nichtmal ausgelacht, darueber war ich kurzfristig sehr besorgt, denn Rob lacht mich immer aus, wenn sich eine Chance bietet, aber bald sehr dankbar. Nach spaetestens 10 Minuten war ich durchgeschwitzt und mir haben die Lungen gebrannt als wuerden sie gleich explodieren (so fuehlt sich doch normalerweise ein Raucher beim Cardio-Training, aber doch nicht ich?). Na gut, ich hatte ein Mountainbike ausgeliehen, mit dem ich auf der Straße fahren musste, waehrend Rob ein super-schickes Roadbike hatte, offenbar gibt’s auch da nen gewaltigen Fahr-Gefuehl-Unterschied. Sobald ich am Gelaende war, war’s naemlich bei Weitem einfacher fuer mich. Anyway, ich hab was aufzuholen. Klaeglich versagt – aber gluecklich angekommen. Als ich vom Rad abstieg spuerte ich meine Oberschenkel. So viel zu ’nie einen Muskelkater haben‘. Das werd ich morgen eventunell revidieren.
Beim Food Festival angekommen, fing unsere Gluecksstraehne an. Ein Ticket kostet 5 Pfund (was echt uncool ist, wenn man bedenkt, dass man drinnen ja auch nochmal fuer Essen zahlt). Rob gab der Frau am Schalter 20 Pfund, sie ihm 10 Pfund zurueck. Als er sie erinnerte, dass da noch Geld fehlt, gab sie ihm erneut 10 Pfund zurueck. Er bekam sein Baendchen, ging hinein, ich wollte zahlen, und die Frau meinte: „Er hat schon fuer beide bezahlt.“. Als ich reinging und mehr als verwirrt dreinblickte, verstand ich erst so ganz langsam, was hier grad abgegangen war, und Rob und ich konnten uns nicht mehr halten vor lachen. Natuerlich finanzierten wir den Food Market dann auf alle anderen Arten mehr als genug, also kein Platz fuer ein schlechtes Gewissen (es gab soooo viel Kaese. Und Kaese ist soooo toll! Und Chutney! Ich liebe Chutney!). Bevor wir uns aber ins Gefecht stuerzten, wollten wir auf Hannah und Chris warten, die von Y Felinheli hercycelten (die Verrueckten! Da waer ich wahrscheinlich gestorben). Somit nutzten wir unser ‚teuer‘ erworbenes Baendchen gut, da wir mit diesem halben Eintritt ins Beaumaris Castle bekamen, wo ich mich von geschichtlichen Fakten und der schoenen Aussicht auf Snowdonia (es war ein besonders klarer Tag) begluecken ließ. Das Schloss selbst war aber nicht unbedingt das aufregenste, allerdings durchaus ein toller Irrgarten mit all den Gaengen und Stiegen.
Rob maunzte irgendwann so lieb vor sich her, dass ich meinte: „God, sometimes you can be so cute.“ und er die typische Maennlichkeitskrise bekommen hat: „Can you make me sound more manly?“ – „Okay, sure, sometimes you can be so manly cute.“ – „You mean, mute. I’m mute.“ :’D Als ich ihm dann erzaehlte, dass ich wohl meinen Blog auch noch aendern muesste, weil da drin steht dass wir wie kleine Kinder auf dem Huegel im Garten rumgehuepft sind, war er entsetzt und meinte, sowas koenne ich doch nicht schreiben, ob ich es bitte noch auf „er stand da mit grimmigen Blick und fletschte seine Zaehne, waehrend er einen Baeren bekaempfte und erfolgreich vertrieb“ aendern koenne, und JA nicht dazu schreiben (sorry, Rob), dass das seine Idee war. Na klar doch Rob, wird gemacht. Wenn er das naechste Mal Google Translate benutzt um mich zu ueberpruefen, hab ich wenigstens einen Spaß dabei wie er mit den miesen Uebersetzungen zu kaempfen hat. Spannend war auch, als eine Frau irgendwo in diesem Irrgarten Stufen hinauf kam und ich wissen wollte, wohin diese fuehrten: „What’s down there?“ – „Down there? The bottom.“. Sie hat das so verdammt ernst gemeint, Rob und ich mussten um die Ecke gehen (in Großbritannien ist man ja hoeflich) um ihr – auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck hin – ja nicht lauthals ins Gesicht zu lachen, konnten uns aber kaum noch halten. Thank you, Captain Obvious! Und der Papst ist katholisch, und der britische Himmel grau. Eh kloar! Zu guter Letzt musste Rob ja auch noch unbedingt ausprobieren, wie das Schloss schmeckt und biss wortwoertlich in den Felsen, waehrend er sich gleichzeitig den Kopf an ner Kante stieß. Dieser Tollpatsch! Natuerlich hielt ihn auch der Schlag auf den Kopf nicht davon ab, mich spaeter zu verarschen, als wir auf eine Landkarte blickten, die komische Fakten und Graphen beinhaltete und ich meinte, dass ich damit nichts anfangen koenne. Er sah mich sehr ernst an und begann seine Erklaerung: „Also, das hier ist eine Landkarte. Du musst dir vorstellen, du siehst von oben herab auf einen Teil der Erde, und dann siehst du wo verschiedene Orte liegen. Dann koenntest du sagen, du bist zum Beispiel hier in Beaumaris, und siehst anhand der Landkarte, wo die Ortschaften in Relation zu dir sind, zum Beispiel ist Bangor oestlich von dir. Es ist ein einfaches Konzept, ich hoffe ich konnte dir behilflich sein.“ Respekt dafuer, dass er diese lange Erklaerung auch nur ohne ein Mundwinkelzucken durchgehalten hat…
Ich kann’s ihm ja nicht uebel nehmen, dass er staendig Fremden von meinem Leben erzaehlt, ich erzaehl hier aller Welt von seinen Spruechen und Taten. (Zum Schuhanprobiermenschen in Cotswold – Julie: „Pink!? These shoes are pink… well, but it’s ok, I don’t care about looks, I care about quality.“ – Rob: „Yeh, you should see some of the trousers she wears.“ Danke. Zur Frau die Thai Pies verkauft und uns fragt ob wir Besteck wollen: „Of course we do, Julie even eats her Sandwich with knife and fork.“ und mit einem mitleidig-erklaerendem Blick zur Frau an der Kasse vom Castle, nachdem ich verwirrt vor der Eingangstuere stehe, warte dass sie aufgeht und sie schon zum 2. Mal sagt, dass ich die andere Tuere benutzen muss: „She’s foreign.“ Danke, mein Lieber, und hier war nun die Revanche in einem ganzen Absatz der nur dir gewidmet ist!).
Nach dem Schloss holten wir uns Eis von dem bestesten Eisgeschaeft auf der ganzen Welt. Die haben immer unterschiedliche und extrem ausgefallene Sorten, zum Beispiel gab’s diesmal Maple Syrup mit Speck, das war uns aber dann doch zu extravagant. Ich nahm Parsnip-White Chocolate und Pumpkin Seeds + andere Nuesse. Superlecker. Draußen warteten dann schon Hannah und Chris auf uns, beschlossen dann aber, dass sie nicht hinein wollten zum Markt, weil 10 Pfund einfach zu viel waren, wenn man drinnen ja eigentlich auch fuer alles zahlen muss. Somit gingen Rob und ich alleine zurueck, als uns kurzerhand eine Frau ansprach, ob wir noch zwei Baendchen haben wollen, weil ihnen welche uebrig geblieben sind, und schon hatten wir erneut zwei gratis Eintritte und an diesem Tag 20 Pfund gespart. Wie viel Glueck kann man eigentlich haben?! Das hab ich mir sicher mit dem abstrampeln davor verdient.
Das Food Festival war nicht so aufregend wie damals in Conwy (Gott, ich wuenschte ich koennte auch noch im Oktober hier sein), aber es gab – wie schon gesagt – Kaese und Chutney. Zum Kosten bis zum Umfallen. Julie’s paradise.
Das Zurueckradeln war noch schlimmer, denn zurueck ging’s oefters und steiler bergauf als hin und noch dazu hatten wir Gegenwind, das Rad war mir sowieso zu groß, und es fing auch noch an zu schuetten. Chris radelte von Menai Bridge alleine weiter, Hannah kam auf einen Tee zu uns, Rob fuhr in die Arbeit.
Nachdem ich Hannah und ihr Rad mit dem Auto reingebracht hatte, traf ich mich mit Kamilla – eeeeeendlich (!!!) – in einem neuen italienischen Restaurant (Lachs-Farfalle, yum!). Wie immer verging mit ihr die Zeit im Fluge, wir plauderten stundenlang ueber unser Leben und was seit Maerz geschehen war, was bei beiden absolut nicht wenig war. Es war einfach so unglaublich schoen, sie wieder zu sehen, nachdem ich hier in Bangor mit kaum jemanden besser reden konnte als mit ihr. Fuer unsere mega-intelligenzbeanspruchenden Gespraeche (vor allem philosophische und psychologische Themen aus aller Welt und jeder Sparte) hatten wir dann keine Zeit mehr, somit beschlossen wir, naechste Woche irgendwann einfach nur mit dem Auto herum zu fahren, die Landschaft anzusehen und bis zum Umfallen zu quatschen. Nachdem sie ja doch schon am 21. wegzieht von Bangor.
Und zu guter Letzt beendete ich diesen ereignisreichen Tag mit Ed und seinen Freunden und ein paar Runden Billard in ‚The Harp‘. Rob setzte mit seiner Manliness noch einen oben drauf als er mir ne Message schrieb, dass er ein Sandwich fuer mich in den Kuehlschrank gelegt hatte und auf mein ‚Aw that’s so sweet of you thank you!!‘ mit ‚Yes I am sweet. Manly sweet. Meet.‘ antwortete. Und wiedermal ein neues Wort in meinem Wortschatz.
Oh, und eine Frage an die LeserInnen: Was sind homegrown donuts? Wachsen sie auf Baeumen, Straeuchen, unter der Erde oder auf Kakteen?
Und was hat dieses ominoese Schild zu bedeuten? Vorsicht, tieffliegende Voegel?