Budapest. Der einzige Gedanke, den ich bis vor kurzem an diese Stadt hatte, war der an ein gemeinsames Trivial Pursuit Spiel mit meiner Mama in meiner Kindheit. Die Frage war nach Ungarn’s Hauptstadt und ich wusste es nicht. Mama gab mir den Hinweis: „Der Name besteht aus zwei Teilen. Der erste heißt wie ein runder buddhistischer Gott, der zweite wie die toedliche Krankheit, bei der man ueberall schwarze Beulen bekommt.“
Nun habe ich auch ein „Gesicht“ zu diesem Namen, das einer faszinierenden Stadt in der verschiedenste Baustile aufeinander treffen, sich eine Kirche zur naechsten gesellt (man das Testament im Nachtkastl liegen hat), eine Burg die naechste uepertrumpft und lauter Staedte (unter anderem Paris und Wien) in einer vereint wurden, mit breiten Straßen und großen, offenen Plaetzen. Des weiteren den Gedanken an einen 20km langen Fußmarsch, diverse Sohlen- und Zehenschmerzen, aber wunderbare Eindruecke! Die Stadt selbst besteht eigentlich nicht nur aus den Teilen Buda und Pest, sondern auch aus Óbuda, welches touristisch aber nicht auffaellt.
Spontan haben Juli und ich uns entschlossen, gemeinsam einen Kurzurlaub zu buchen, und da hat sich das nahe gelegene Budapest gut getroffen. Hotelgutscheine ausgepackt, 4-Sterne-Hotel gebucht und am Samstag ging’s um 15:00 los. Die Fahrt war gemuetlich, mit Zwischenstopps und Proviant und wir kamen so gegen 18:00 im Hotel an. Unser Zimmer war ein Traum, wir hatten sogar eine Badewanne und es gab einen Wellnessbereich 2 Stockwerke ueber uns (nicht, dass wir die Zeit gehabt haetten, eines von beidem zu nutzen, aber es geht ja um’s Prinzip). Die Aussicht von unserem Fenster war auch sehr schoen, wir hatten einen guten Blick auf die halbe Stadt und das Burgviertel. Bei unserem Gutschein war die Voraussetzung Mindestkonsumation eines 3-Gaenge Menues, also war der erste Halt unserer Sightseeing Tour der Speisesaal. Am Menue standen irgendeine Suppe mit Estragon (die wir gleich mal abbestellten), ein Steak mit Wedges und Pfeffersauce fuer Juli und Bandnudeln mit Huehnchen und Gemuese fuer mich, und als Nachspeise ein Apfelkuchen mit Karamellsauce. Die Wartezeiten vertrieben wir uns damit, im Reisefuehrer unseren Verdauungsspaziergang zu planen und eine gute Stunde spaeter ging’s auch schon los.
Die ersten Schritte gestalteten sich schwierig, wir hatten beide naemlich nicht unbedingt die beste Orientierung, in welche Richtung wir ueberhaupt mal schauen mussten, geschweige denn gehen. Unsere Navigation lief dann ungefaehr so ab: „Da vorne sind Tuerme, gehn ma da mal hin!“. War aber auch nicht falsch, denn unser Ziel fuer heute war die Fischerbastei im Burgviertel (welches mit dem Donaupanorama als UNESCO Weltkulturerbe gilt). Zuerst spazierten wir aber hinunter zu Donau um einen Blick auf das Parlament zu werfen. Die Stadt hatte in der Nacht ihren ganz eigenen Reiz, die schoenen Haeuser waren beleuchtet, den Rest sah man nicht. Die im neoromanischen Baustil gebaute Fischerbastei selbst war atemberaubend, die Aussicht von dort erst Recht. Es war wie ein kleines Maerchenschloss, mit all den Lichtern (die Frage nach der Stromrechnung der Budapester stellte sich allerdings dann doch). Wir setzten uns dann dort eine ganze Weile hin und starrten auf… irgendeine Kirche (die Matthiaskirche, wie sich mit der Zeit herausstellte) und versuchten im Plan zu sehen, wo wir waren, und ob weiter unten noch etwas zu sehen ist. Das mitgenommene Navi (schoen auf lautlos, um uns nicht als orientierungslose Touristen zu enttarnen) war absolut keine Hilfe. Irgendwann sagten wir, dass es das schon war, und gingen wieder zurueck zum Hotel, wo wir dann den restlichen Abend bis circa 01:30 mit Kartenspielen, Cindy von Marzahn und Deutschland sucht den Superstar verbrachten.
Tag 2 begann Frueh um 07:30 mit einem anschließendem mehr als ausgiebigem Fruehstueck (es gab ein Buffet mit zu viel Auswahl) und einem relativ langem Fußmarsch zur Margaret Island, der Budapester Donauinsel mit einer Laenge von 2,5km. Als Sehenswuerdigkeiten finden sich dort ein Rosengarten, ein japanischer Garten, der als Weltkulturerbe geschützter Wasserturm, diverse Denkmaeler und Brunnen, Klosterruinen und ein Wildzoo.
Letzterer war wohl das Highlight, mit seinen Adlern und vor allem den ganz vielen verschiedenen Arten von Huehnern und Enten. Zwei waren besonders schoen, und am liebsten haette ich sie ja gleich mitgenommen:
Ob die wohl auch gute Eier legen? Waer doch eine Ueberlegung wert… 😉
Nach der Insel wollte ich spontan noch den „Heldenplatz“ sehen, und wir dachten uns, so weit waere der Weg ja eh nicht. 4km und mindestens eine Stunde spaeter, halb verdurstet und erschoepft kamen wir endlich dort an. Der Weg selbst war auch reizlos, wir hatten wohl schon die nicht-touristischen, grauen Gebiete erreicht. Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, als wir dann doch endlich dort ankamen und es sich wirklich auch lohnte. Wieder trafen diverse Baustile aufeinander, das, was mir an Budapest wohl am besten gefallen hat. Wir gingen in eine riesengroße alte Burg im Stadtwaeldchen, dem Budapester Erholungsgebiet, hinein und drinnen befanden sich auf einmal in einem Hof lauter weitere Haeuser, offenbar Museen. Dort setzten wir uns endlich einmal vor eines hin, kauften uns etwas zu trinken und einen Mini-Baumkuchen und genossen die Ruhe und Sonne. Es war naemlich erstaunlich warm, teilweise richtig schoen fruehlingshaft. Dort gaebe es dann noch ein Elefantenhaus, einen Vergnuegungspark (der sehr zerfallen aussieht, und trotzdem in Betrieb ist), einen Botanischen Garten, eines der beiden beruehmten Budapester Thermal-Baeder, einen Eislaufplatz, ein Verkehrsmuseum und etliches mehr.
Nach dieser langen Erholungspause waren wir bereit fuer den naechsten Kilometermarsch, vom Heldenplatz hinunter zur Donau zurueck, entlang der Budapester Champ-Élysées, der Andrássy ut. Auch diese wurde 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, und frueher hieß sie Stalin-Straße. Sie fuehrt vom Stadtwaeldchen zurueck zur Innenstadt, wo wir dann noch zufaellig einen Markt fanden und ein bisschen herumschlenderten. Zwischendurch gab’s beim Subway spaetes Mittagessen und bei Costa’s einen Eiskaffee. Da unsere Sitzpausen immer laenger wurden, beschlossen wir, uns wieder auf den Weg zum Hotel zu machen. Allerdings fiel mir im Reisefuehrer gluecklicherweise noch auf, dass wir ja gar nicht DAS Wahrzeichen der Stadt gesehen hatten, die Budaer Burg selbst. Und wo befand sie sich? Richtig, im Burgviertel, da unten „wo eh nix mehr ist“. Also gingen wir noch ueber die beruehmte Kettenbruecke und befanden uns vorm Burgberg, mit der Wahl, zu Fuß hinauf zu gehen, oder mit einer kleinen Bahn die Schienen hochzufahren. Ist klar, was wir genommen haben, oder…? Und ich hatte ja noch Forint, die aufgebraucht gehoerten…. Die Aussicht ueber Budapest am Tag war ganz anders als am Abend zuvor, aber auch atemberaubend. Die Stadt ist gewaltig groß, in irgendeinem Online-Reisefuehrer hatte ich gelesen, sie waere „kompakt“, alle Sehenswuerdigkeiten auf einem Haufen. Ja, das stimmt schon, aber die Distanzen dazwischen sind bei dieser Riesenstadt dennoch recht groß. Von dort reichte es uns dann mit dem Fußmarsch, und wir beschlossen auch noch die touristische Erfahrung einer Busfahrt zum Hotel zurueck zu machen.
Um 18:00 ging es dann ab nach Hause, wo wir den tollen Kurzurlaub noch bei mir mit einem laaaaaangen Chillen und Ausrasten beendeten.
Ich kann Budapest nur weiterempfehlen! Allerdings waere noch ein weiterer Tag ganz nett gewesen, da wir gerne in eines dieser Thermal Baeder gegangen waeren, ein Flipper-Museum besucht haetten, und mich interessiert das Stadtwaeldchen mit seinen diversen Angeboten auch noch naeher. Aber Budapest ist ja nicht weit weg – und ein paar Forint haett‘ ich auch noch….