Aufgrund eines privatem emotionalen Weltuntergangs packte mich spontan am Freitag, dem 27.02., die Lust meine Geburtstagswoche in Bangor zu verbringen um ein bisschen weg von allem zu kommen und somit buchte ich einen Flug fuer den 01. Maerz nach London, Gatwick. So spontan bin ich ueberhaupt noch nie weggeflogen, und es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte.
Die Hinreise selbst war eine Tortur hoechsten Grades, denn London ist nunmal nicht gerade nahegelegen, es war aber der einzige moegliche Direktflug, denn die nach Manchester haetten ueber acht Stunden gedauert. Abgesehen davon bin ich kein großer Fan von London und fuehle mich in dieser Stadt schnell erdrueckt von den hetzenden Menschenmengen. Aber das nahm ich gerne in Kauf. Die Zugfahrt war folgendermaßen geplant: Von London Gatwick nach London Euston, nach London Victoria, nach Crewe, nach Chester und von Chester haette mich ein Freund abholen sollen. Und den aufmerksamen LeserInnen ist nun wohl nicht das ‚haette‘ entgangen. Nach 3 Stunden in Crewe angekommen musste ich feststellen dass die folgenden zwei Zuege nach Chester gecancelled worden waren und der naechste erst in 2 Stunden ging. Daraufhin saß ich mehr oder weniger in der Kaelte fest, bis ich freundlicherweise doch gleich von Crewe mit dem Auto geholt wurde. Ich versprach endlos viel gratis Red Boat Ice Cream als Gegenleistung, und hatte ein unendlich schlechtes Gewissen. Rob wartete auch noch in Bangor und hatte meine SMS nicht gelesen, saß also eine Stunde am kalten Morrisons Parkplatz und schlummerte vor sich hin, weil ich einfach viel zu spaet war. Wieder etwas gut zu machen! Rob und ich kamen dann so um 23:30 erst bei ihm in Llangoed an, um 12:00 hatte ich mich von meiner Wohnung in Wien auf den Weg gemacht. Den Titel dieses Beitrags kann man als Metapher betrachten. Der Flug nach London war wild, es gab etliche Turbulenzen. Doch Turbulenzen bringen einen oft wohin, Bangor ist der Ort an dem ich lebe wie ich leben will und mich am besten selbst verwirklichen konnte. Mein privater emotionaler Weltuntergang kann wohl auch als Turbulenz betrachtet werden, die mir neue Tore oeffnet, und mich ebenfalls nach Bangor gebracht hat. 🙂 Frau versucht’s ja, mit dem positiven Denken.
Von Rob gab es noch ganz spezielles Abendessen: Eiscreme mit Jelly (diesem Wackelpudding). Sehr interessant! Und eine tolle Partie Scrabble, er schlug mich haushoch. Natuerlich fand er es ganz besonders toll einen „Linguist“ geschlagen zu haben.
Die folgenden Tage verbrachte ich schoener als ich mir das je vorgestellt haette. Rob fuhr leider bis Freitag weg auf Field Trip und ich bekam den Schluessel zu Chris‘ Wohnung, der fuer die Woche zu Hannah zog. Es hat einfach jeder diese Woche spontan Plaene umgeaendert, sich Zeit genommen, alle waren fuer mich da, und ich habe wirklich alle gesehen, die mir am Herzen liegen. Ich kann nur nochmals betonen, wie froh ich bin, so tolle Menschen kennen gelernt zu haben!
Am Montag traf ich mich mit Kamilla zum Mittagessen, und Gespraeche mit Kamilla sind immer ein Traum. Prinzipiell sind da mehrere Stunden einzuplanen. Danach ging’s noch ans Haube shoppen, da ich meine geliebte graue Haube aus Paris im Flieger vergessen hatte. Ich fand aber angemessenen Ersatz! Anschließend – wo auch sonst sollte ich so schnell wie moeglich hin? – ging’s mit Chris und Hannah ab ins Beacon Climbing Center…
Dienstag nutzte ich meine 9 Monatige Fitnesscenter Mitgliedschaft und fuhr danach mit Ed zur Indy Climbing Wall, Mittwoch dann das Highlight der Woche: Das erste Mal Sportklettern im Freien! Chris und Hannah nahmen mich mit zu „Castle Inn“. Ich kletterte eine Route (5) an der Top Rope (und das war sehr veraengstigend! Da waren teilweise so gut wie gar keine Griffe zu sehen, man musste prinzipiell die Wand abgrabschen, um welche zu finden, es war ein tolles Ostersuchspiel) und schaffte sie beim zweiten Versuch. Dann meine erste Vorstieg Erfahrung im Freien, es war noch viel gruseliger. Man denkt die ganze Zeit: Wenn ich jetzt falle, dann schramme ich den Felsen runter. Ist aber alles gelungen. Es war generell ein total sonniger Tag und wir sind auch viel einfach nur auf der Bouldering Matte herumgelegen und haben uns sonnen lassen (mit dicker Winterjacke und Schal hatte das seinen ganz eigenen Anreiz ;)). Jetzt freu ich mich schon auf den Fruehling… Am Abend war ich zu einem Filmabend bei Marcel und Gregg eingeladen. Der erste Film war total seltsam, er hieß of Horses and Men, und prinzipiell sind die meisten darin eines ekelhaften Todes gestorben, oder ein Stacheldrahtzaun hat die Augen aufgeschnitten, Pferde wurden erschossen weil sie sich gepaart haben… Es war traumatisierend, aber Islaendisch ist eine interessante Sprache. Jedenfalls sahen wir uns nachher eine geniale Adaption von MacBeth an (die von ShakespeaRe-told mit James McAvoy) und ich habe staendig erwartet dass irgendjemand stirbt oder seine Augaepfel verliert. Hat ein wenig gedauert, bis ich das vom vorherigen Film verdaut habe, und dann hat die Abschlachterei in MacBeth aber tatsaechlich angefangen.
Am Donnerstag, meinem Geburtstag, hab ich so ziemlich alle meine Lieben gesehen. Zum Mittagessen traf ich mich mit Alex im Blue Sky (mein Lieblingscafe), und danach fuhren wir mit Ed und Rose nach Beaumaris zum Red Boat Ice Cafe (wo ich mich natuerlich NICHT fuer den Abholservice revanchieren durfte: „Stop paying for everything, it’s your birthday!!!“). Ich sag’s immer wieder, wer auch immer Anglesey besucht, MUSS die Eiscreme dort probieren. Danach – dreimal duerft ihr raten – ab nach Beacon! Spaeter kamen noch Hannah und Chris dazu und brachten eine….. ENTENTORTE mit. Die Freude war groß 😀 Dieser perfekte Tag wurde mit einer perfekten Nacht beendet. Ich traf mich mit einem Haufen an FreundInnen im Fat Cat – Cocktailnight: 2 fuer 1. Danach ging es weiter ins Harp. Die ganze Zeit musste ich nicht ein einziges Getraenk bezahlen, so laeuft das dort wohl am Geburtstag. Irgendwann kurz vor 1 Uhr wurde ich dann von Ed und Alex gepackt und ins Academi getragen, den dortigen Club, den ich regelmaessig – und normalerweise erfolgreich – verweigere. Sie wollten aber unbedingt hin, und es war nur bis 1 Uhr Eintritt, danach war’s zu und fuer die darin befindlichen Leute noch bis 3 Uhr geoeffnet. Nicht alle schafften es rechtzeitig hin, also war ich mit Alex, Ed und Ed’s MitbewohnerInnen dort. Es war aber genial, die Musik war ausnahmsweise gut (was natuerlich auch an den Drinks liegen koennte), es war einfach alles vorhanden: R&B, Hip Hop, 90ies, Rock, alles. Wir waren bis 3 Uhr dort und ich kam drauf dass die Haelfte von meinem Entenkuchen inkl. Teller dazu im Harp geblieben war. Am Rueckweg dorthin trafen wir nochmal auf alle anderen und standen dann eine gute halbe Stunde herum und quatschten, ueber Themen, ueber die man am besten nie wieder spricht.
Am Freitag um 12:00 hatten Hannah und Chris die Idee bouldern zu gehen. Sie waren schon frueh am Vortag heimgegangen, waehrend Alex und ich im Auto saßen und versuchten, zwischen zwei Bouldermatten eine angenehme Schlafposition einzunehmen. Einfach war das nicht. Geklettert sind wir auch nur 2-3 Routen, weil der Wind unglaublich beißend und kalt war. Haben uns dann hinter einem windgeschuetzten Felsen (kann ein Felsen windgeschuetzt sein? Irgendetwas stimmt mit diesem Satz nicht…) auf die Matten gesetzt und gequatscht und gechillt, etwas spaeter sind wir dann noch um den Ogwen See herumspaziert. Es war ein angenehmer Tag, auch wenn es wirklich sehr stuermisch war. Abends holte ich dann Rob von seinem Auto ab, da ich seine Schluessel die Woche hatte, und wir fuhren mit Sam und Kamilla zum Tapas Restaurant in Llandudno. Too good to be true!
Am Samstag war dann jeder einfach fertig. Alle haben ausgeschlafen und wir sind lange nur faul herumgelungert. Bisschen spaeter hab ich mich dann aber doch noch mit Rob getroffen und wir sind zum Penrhyn Castle gefahren um die Maerzenbecher zu bewundern, das sind ja meine Lieblingsblumen. Spontan haben wir uns dazu entschlossen auch hinein zu gehen, ich konnte mich eh nicht mehr gut erinnern. Rob war begeistert von der Architektur und konnte mich leicht damit anstecken. Anschließend fuhren wir in die Deiniol Library – mit Mandarinen, wie in guten alten Zeiten – um dort seine Fluege zu buchen. Er kommt mich naemlich Ende Maerz besuchen!! 🙂 Abends waren Rob, Ed und ich bei Hannah und Chris zu super leckerem Essen und einer Spielenacht eingeladen. Bezzerwizzer und diverse Kartenspiele standen am Programm.
Sonntag war mein letzter Tag in Bangor, und wie koennte ich ihn anders verbringen, als im Beacon. Ich schaffte an diesem Tag meine erste 6a+ Route am Roof, also teilweise Ueberhang, teilweise einfach sehr technisch. Welch ein toller Erfolg zum Abschluss! Den Abend verbrachte ich mit Javi, Albert, Rob, Sam und Ed im Belle Vue beim Pub Quiz, Marcel und Gregg kamen noch kurz vorbei um mich zu verabschieden und dann war der letzte Abend in Bangor auch schon wieder vorueber.
Montags gab’s noch ein abschließendes Fruehstueck mit Hannah, Chris und Kamilla und Rob brachte mich nach Chester zum Bahnhof. Die Rueckreise war ereignislos und in Ordnung. Eine wunderbare Woche!