Ein Huhn im Arm macht gluecklicher als eins am Teller.

Meine letzte Woche…

Am Montag war’s eher weniger spannend. Ich war leider ziemlich krank, musste mich aber dennoch aufrappeln um den Erasmus Vertrag zu drucken und zu unterschreiben. Außerdem gibt’s ja immer noch den gratis Brownie zu Heißgetraenken, also hab ich mich gleich mit Anne auf einen getroffen. Danach sollte ich ja Uni haben. Ich hab hier naemlich einen tollen online Account, der mir woechentlich sagt, wann ich zur Uni gehen muss, ich muss also ueberhaupt nicht selber nachdenken, sehr fein!

Ich sitze also im Hoersaal – mit vier anderen Menschen die nur wenig Englisch von sich geben – und warte, warte, warte. Nach einer halben Stunde sind wir fuenf dann durch das Haus geirrt und haben nach dem Lehrer gesucht. Der Online Account hat doch gesagt, dass heute Uni ist. Irgendwann haben wir ihn dann gefunden, um zu erfahren, dass das falsch drinnen steht, und das Seminar erst in 2 Wochen anfaengt, die Vorlesung aber am Freitag ist. Toll, und dazu bin ich aus dem Bett (na gut, der Brownie war’s wert!).

Am Abend, um 1930, hat sich die Herpetology Society getroffen und ich hab mich einigermaßen fit gefuehlt und bin mit Kamilla hingegangen. Meine erste Frage war: Wo sind die Schlangen? Meine letzte Frage war leider immer noch die gleiche. Es war zwar interessant, es war ein Ueberblick ueber die verschiedenen Taetigkeiten des Vereins und der Mitglieder, aber das Problem war, dass es mir eben nicht so supergut ging, ich nicht mehr sitzen konnte, und ich eigentlich Schlangen knuddeln wollte. Aber uns wurde verraten, dass den kommenden Montag ein Handling Event stattfinden wuerde, wo alle Leute ihre verschiedensten Reptilien und Amphibien mitnehmen koennen. Da bin ich dabei! Nur meinen Draco werd ich nicht zuerst von daheim abholen.

Montag in der Nacht, und ich muss sagen eigentlich auch Sonntag Nacht, war es wahnsinnig ruhig draußen im Vergleich zu sonst und ich hab wirklich viel geschlafen. Das blieb so bis gestern, Mittwoch. Jetzt wo die Fresher’s Week vorbei ist, beruhigt sich also alles ein bisschen. Das ist sehr schoen! Meine Nerven waren naemlich schwer beschaeftigt, meinem Gehirn zu sagen, dass ich schreiend hinaus rennen und durchdrehen soll, und das war kurz davor, diesen Befehl auszufuehren.

Am Dienstag hatte ich dann tatsaechlich meinen ersten Uni Tag. Nach dem Fitnesscenter bin ich also brav in „Language and Communication“ gegangen und hab mich gleich mal zum ersten Mal geaergert. Es war ja so, dass man fuer jeden Kurs eine Unterschrift holen musste, und bei uns fing es laut Plan um 14:00 an. Ich war damals um 13:50 dort, um ja ueberral reinzukommen, wurde aber dennoch hochgestuft in den Masterkurs. Jetzt hab ich erfahren, dass viele schon um 13:00 hingegangen sind, um im Undergraduate einen Platz zu bekommen, und dann dort schon die Leute fuer die Unterschriften waren, dass sie also frueher angefangen haben, als es geheißen hatte. Hat mich soweit ja nicht gestoert. Aber als ich dann den Unterschied an Coursework gesehen hab, bin ich doch sehr ins Schwitzen gekommen. Waehrend ich in Wien genauso viele Punkte angerechnet bekomme, wie ich sie fuer den Undergraduate Kurs, in den ich eigentlich rein haette sollen, bekommen haette, hab ich hier jetzt trotzdem mehr als doppelt so viel Arbeit zu tun. Statt 4000 Woertern sind es jetzt 6000. Zusaetzlich noch eine Analyse mit 1500 und dann auch noch ein Referat, das ich im Undergraduate mal gar nicht halten haetten muessen. Dann ist es auch noch wahnsinnig viel zum Lesen, und die ganzen Buecher sind in der Bibliothek schon vergriffen, sprich ich kann sie online am Laptop lesen, was eh nicht so cool ist fuer meinen Kopf… Also da bin ich jetzt schon ein wenig sauer.

Der Kurs selber klingt aber sehr interessant, und hier ist eine Vorlesung auch nicht so, dass 400 Leute drin sitzen, sondern lediglich 40. Und anscheinend ist das schon grenzwertig viel hier. Es war sehr interaktiv, man konnte viel mitreden, das hat mir sehr, sehr gut gefallen, Das ist viel besser als in Wien.

Prinzipiell sind meine Kurse alle so, dass ich jede Woche 2 Stunden Vorlesung hab, und circa jede zweite Woche noch zusaetzlich ein Tutorium von einer Stunde.

Nach dem Kurs musste ich meine Sorgen ueber die viele Arbeit natuerlich wieder mit einem Brownie bekaempfen. Bin dort schon Stammkundin 😀 Und um 06.00 am Abend ging’s dann endlich zum laaaaangersehnten Climbing. Wir wurden mit kleinen Shuttlebussen nach Anglesey hinueber zu einer Indoor Bouldering Halle gebracht. Ich bin ja an und fuer sich nicht unbedingt ein Fan davon, weil ich gerne das Gefuehl eines Felsen unter mir habe, mich umdrehen will und ueberall die Berge sehen moechte, die Waelder, die Natur. Außerdem dachte ich immer, das waere sooo viel leichter als Klettern im Fels. Ha! Bloedsinn. Sowas von falsch gedacht. Schon bei der zweiten Wand, und das war nur Stufe 3+ bin ich sowas von gescheitert. Diese ganzen Reeegeln… Man darf nur die eine Farbe beruehren, man darf manchmal mit den Fuessen die Wand beruehren, manchmal auch nicht, manchmal nur mit den Haenden, halleluja! Und dann hat man keine Auswahl. Am Berg kann ich sagen, der Griff da links, der ist bloed, ich greif lieber bisschen weiter da. Da schreit mich keiner an: „HALT! Das ist ein Felsen mit Gruenstich, der gehoert zur anderen Route!“. Außerdem ist da ein Papa mit Seil, der einen zur Not ein bisschen hochzieht 😛 Also ja, es war sauschwer. Meine Haende haben nach einer Stunde schon wehgetan und ich bin immer noch bei der 3+ Wand gestanden. Ich bin immer fast ganz hoch gekommen und dann beim letzten Griff… da konnte ich mich noch so strecken und biegen, ich war einfach zu kurz. Und die Kraft in den Fingern, mich da selbst gscheit hochzuziehen, die hatte ich leider einfach nicht. Als ich das Motivationstief kommen gespuert habe, beschloss ich, eine andere Route zu waehlen, eine 4. Die sollte ja schwerer sein. Aber ich hab sie auf Anhieb geschafft. Da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt. Kamilla hat gleich eine Tasche mit Kreide gekauft, und los ging’s. Wir haben haufenweise Routen durchprobiert und ich hab nach einigen Anfangsschwierigkeiten dann doch etliche geschafft. Aber die gruene 3+ vom Anfang, die ging einfach nicht,… die Griffe hingen da, und haben mich ausgelacht. Ich hab’s genau gehoert, das gehaessige Kichern…. Na wartet nur, in zwei Wochen, wenn ich wieder komm….! Wir waren insgesamt bis halbzehn dort und sind danach noch ins Belle Vue gegangen, wo’s gratis Essen gab. Wie es wahrscheinlich schon in den vorherigen Blogs deutlich geworden ist, lass ich mir sowas natuerlich nicht entgehen.

Mittwochs hatte ich um 11:00 Uni. Das war der Kurs aus Jahr 2, Meaning und Mind. Wenigstens da fuehl ich mich nicht komplett ueberfordert mit der ganzen Arbeit. Der Inhalt duerfte recht interessant werden, die erste Stunde war aber extrem muehsam, da es so eine Einfuehrung war und ich das alles schon mal an meiner Uni gehoert hab. Aber von der Course Outline her, sieht es so aus, als kaeme da doch noch etliches Neues, also bin ich mal gespannt. Ein bisschen schade fand ichs allerdings, dass es ueberhaupt keine Interaktion gab, obwohl wir wirklich wenig Leute waren. Ich hab auch einmal was zu sagen gehabt, aber er hat gar nicht gesehen, dass ich die Hand gehoben hab. Aber mal abwarten wie es so wird. Er ist dafuer supercool mit den Buechern, schreibt genau wo wir welches Buch herbekommen, ohne es uns kaufen zu muessen, und welche Kapitel zu lesen sind.

Danach gab’s dann… Ratet mal 😉 Gratis Brownie und Tee mit Sophie. Und eine superleckere Suppe. Mein Fieber vom Wochenende war ja binnen einen Tages vorbei, dafuer huste ich jetzt wie verrueckt und lass mir keine Chance auf Warmes entgehen. Ich hoffe der hoert bald auf, weil ich halt mich selbst damit wach. Nach dem Brownie sind wir zwei zu einer Infoveranstaltung ueber „Living on low budget in Bangor“ gegangen, das war jetzt aber nicht so unglaublich notwendig fuer Erasmus Studentinnen. Aber ein zwei interessante Infos konnte ich doch mitnehmen. Und es gab dort Kaffe, Tee und… gratis Brownies! Ich hab aber sogar verzichtet 😉

Mittwoch Nacht ist die Social Night, alle Societies und Clubs gehen aus und sie haben meist alle einen Dresscode. Die Climbing Club hatte den Dresscode ‚tight and bright‘, sprich Neonfarben und enges Gewand. Ein einziger kurzer Blick in meinen Kleiderkasten hatte mir schon verraten, dass ich die Society mit meiner Kleidung nicht gluecklich machen kann: grau, dunkelblau, schwarz, dunkelrot und weiß. Praktisch zum Waschen, unpraktisch fuer Kostuem-Abende. Anne und Kamilla hatten das gleiche Problem, also standen wir letztendlich ziemlich verloren mit unseren dunklen Sachen in einer Horde Neon-bunter-Tütü-und-seltsame-andere-Sachen-tragender Menschen und fuehlten uns nur wenig dazugehoerend. Wir waren erst im Belle Vue, dann ging’s weiter in einen anderen Pub, aber weder mir, noch Kamilla ging es gut, deshalb sind wir heimgegangen. Anne ging dann noch mit den anderen ins Academi. Ich hab’s mitgekriegt…. Stand beim Fenster, hab Zaehnegeputzt, auf einmal klettert ein Neonmensch hinauf zu meinem Fenster und schmeißt sich mit 20 anderen Neonmenschen wieder runter auf den Boden, springt auf und geht weiter. Sowas machen die staendig. Bemerkt wurde ich aber nicht.

Heute hatte ich frei. Bis 13:30 hab ich im Zimmer gefaulenzt, viel geschlafen und bin dann um 14:00 mit Kamilla ins Gym gegangen. Danach war das Language Buddy Scheme Project dran. Es ist so, dass man, wenn man eine der vier modern languages (Deutsch, Italienisch, Spanisch, Franzoesisch) als Muttersprache hat, mit einem English Native Speaker zusammengebracht wird, der eine dieser Sprachen studiert. Wir saßen alle in der Halle und ich hatte Angst, irgendjemanden seltsamen zu bekommen. Sie haben das einfach zugeteilt. Aber ich hatte wohl das groesste Glueck….: Mein Language Buddy, sie heißt Sarah, kommt aus Brighton! Sie hat dort jahrelang gelebt. Manche Zufaelle koennen keine Zufaelle mehr sein… Sie kann so gut wie perfekt Deutsch, weil ihre Mutter sie zweisprachig aufgezogen hat, aber ich kann ihr mit Grammatik-Hausuebungen helfen, und sie mir mit Essays. Wird sicher nett 🙂

Abendgegessen hab ich dann supergesund eine Pizza in der Bar Uno mit meinen Maedels, und Cola gab’s dazu. Wozu war ich ueberhaupt im Gym? 😛 Um 20:00 sind Mareike, Anne und ich los zum heutigen Morris Dancing Abend. Das war komplett anders als der Playford Dance letzten Sonntag. Playford war einfach, locker, lustig. Morris ist wirklich anspruchsvoll. Man bekommt einen Holzstab und man muss damit herumklopfen, und die Schritte sind auch ganz schoen verwirrend. Binnen kuerzester Zeit hatte ich einen Knoten im Kopf. Sieht ungefaehr so aus (der Tanz den wir heute gemacht haben, nicht der Knoten): https://www.youtube.com/watch?v=mYSsn6dQ6-A

Aber es war dennoch voll lustig, ich mags einfach total, kulturelle Taenze kennenzulernen. So und nun zum absoluten Highlight der Woche: Ich hab ja letzte Woche beim Playford Dance Marcel und Gregg kennengelernt. Die beiden sind jetzt mit mir auf Facebook befreundet, uuuund ich hab auf einem Foto gesehen dass sie Huehner haben!! Ich LIEBE Huehner. Wie sie so suess wackeln, mit ihrem Kopf, und nach Futter picken und gurren. Das ist einfach wahnsinnig herzig. Ich hab noch nie ein Huhn gestreichelt, und ich war natuerlich superexcited. Und Marcel hat mir gestern geschrieben, ich sei jederzeit willkommen, und heute Abend bin ich dann nach dem Tanz noch schnell mit Gregg mitgegangen und dann hab ich mit einem supersuessen (fetten xD) Huhn gekuschelt. Das war soooooo flauschig. Und ich war absolut endlos gluecklich – Ich durfte es volle lang halten und knuddeln ((-: Und darf jederzeit wiederkommen! 😀

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