18.07.2014 – Day 15

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Der heutige Tag war extreeeem anstrengend, weil wir sooo viel gegangen sind.

Außerdem begann der Tag schon ein wenig stressig. Ich wachte um kurz vor 8 Uhr auf und war erstaunt, dass unser Zelt ganz trocken war. Das war davor erst einmal vorgekommen! Ich schlummerte noch ein wenig vor mich hin, als es auf einmal zu nieseln begann. Geli und ich sprangen aus den Schlafsaecken und legten einen Weltrekord in Zelt- und Co zusammenpacken hin. So schnell waren wir noch nie in der Frueh. Danach hatten wir leider aber noch sooo viel Zeit, da in Irland fast alles erst um 10:00 aufmacht (und schon um 17:00-19:00 schließt) und setzten uns zum gemuetlichen Fruehstueck in den Gemeinschaftsraum. Wir mussten uns dort gleich in der Frueh mit den Horror-Nachrichten von dem Flugzeugunglueck berieseln lassen, und hatten einen dementsprechenden Start in den Tag. Selbst ich war heute verhaeltnismaessig ruhig am Vormittag.

Allerdings taute ich auf unserer Fahrt zum Carrickfergus Castle ein wenig auf. Mein Reisefuehrer hatte versprochen, dass dieses Schloss sich besonders gut fuer Familien mit Kindern eignete, natuerlich hoerte ich bei dem Wort Kindern auf und war sofort dabei. Auch Geli ließ sich damit gut locken. Als wir dann allerdings dort ankamen, fanden wir weder lebendig dargestellte Szenen (hier hatte ich mit SchauspielerInnen gerechnet), noch großartige weitere Kinderattraktionen vor. Ich war ein wenig enttaeuscht, bis wir in die Videokammer kamen und nach einem sachlichen Informationsfilm einen Kinderfilm vorfanden. Das gefiel uns natuerlich supergut, der Zeichentrickfilm war gleich viiiel spannender. Allerdings war das Ende ein wenig brutal, als man erfuhr, dass die Burgbewohner nach einer monatelangen Besetzung ihre eigenen Gefangenen aßen. Dies wurde detailliert illustriert. Iih! Das naechste Highlight war das „Drachen-Leitern-Spiel“ in Form eines Teppichs im oberen Stockwerk der Burg. Geli und ich verbrachten dort so einige Zeit (die meiste!??). Ansonsten war es eben eine weitere Burg in unserer Burgen-Kollektion, aber wie immer sehr interessant!

Belfast, stand als naechstes am Programm. Unser erster Eindruck von dieser Stadt war nicht der beste, eher so ein: „Aaaaaha.“. Sie sah nicht sooo super-schoen aus. Wir begaben uns daher direkt unter die Erde in eine Tiefgarage. Wie wir spaeter erfuhren, liegt die… schlichte, industrielle, driste Umgebung daran, dass vor allem die Armen und Arbeiter in der Naehe vom Hafen wohnten, da sie dort taeglich 12 Stunden lang mit nur einer kurzen Fruehstuecks – und Mittagspause und lediglich eineinhalb Wochen Urlaub im Jahr – arbeiten mussten. Dies erfuhren wir ueber der Parkgarage im Titanic-Museum. Dieses wird ja hochgelobt und oft ist es notwendig, die Karten einen Tag davor schon zu reservieren. Wir hatten allerdings Glueck und bekamen problemlos unsere Tickets. Die Ausstellung selbst war wirklich interessant, man hat viel ueber Belfast und die Zeitgeschichte zwischen 19.-20. Jahrhundert erfahren (Leinenindustrie, Tabak- und Whisky Importe und vor allem der Schiffsbau und die Lebenssituation der ArbeiterInnen). Das Problem war allerdings, dass der erste Stock uns schon total ueberforderte. Nicht wegen der vielen Informationen, sondern durch eine akustische Reizueberflutung. Ueberall waren Lautsprecher angebracht aus denen Stimmen redeten, Kinder (und auch Erwachsene) drueckten alle Knoepfe auf einmal, Toene erklangen von allen Richtungen und man konnte sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Geli und ich waren nach dem ersten Stockwerk voellig geschafft. Oft wussten wir nichtmal mehr was wir lesen, und konnten teilweise gar nicht mehr die Informationen verarbeiten. Wir wollten teilweise nur noch raus. Wir wussten nun genau, wie sich die Gefangenen fuehlen muessen, die mit einer Mischung aus Disney- und Heavy Metal Musik gefoltert werden. Anscheinend wollten die Museumsgruender uns zeigen, wie unertraeglich die Situation am Dock bei der Arbeit war, da auch die Arbeiter starker Lautstaerke ausgesetzt waren. Es gab dann eine nette Rundfahrt in einem Wagen durch die Werft, wo wir ueber den Bau der Titanic naeheres erfahren sollten, leider waren aber die Hintergrundgeraeusche so laut, dass ich den Text nicht verstehen konnte. Geli hat mir aber ein wenig erzaehlen koennen. Der Rest der Ausstellung beschaeftigte sich mit der Geschichte der Titanic und der tragischen Jungfernfahrt. Offenbar hatte Captain Smith sogar kurz vor dem Unglueck eine Eiswarnung erhalten, sie jedoch nicht wirklich wahrgenommen. (So a la: Shut up! Du stoerst meine Signale). Die Verfilmungen wie wir sie kennen, haben die Geschichte natuerlich sehr romantisiert, allerdings sind ueberall Elemente der wahren Tragoedie zu finden, wie zum Beispiel ein Paerchen, das sich nicht trennen ließ, die Frau blieb freiwillig bei ihrem Mann, als man sie bat ins Rettungsboot zu steigen. Die Nazis hatten auch eine Verfilmung gemacht, in dieser sind die Boesen die Briten und die Deutschen sind die Helden, die sogar Leute aus der dritten Klasse gerettet haben. In Wirklichkeit wurden aber die Menschen, die dritte Klasse reisten, nichteinmal sofort informiert ueber das Unglueck. Was auch im bekanntesten Film vorkommt ist die Geschichte der Musiker, die weiterspiele mussten, um die Passagiere zu beruhigen. Diese gingen als Helden in die Geschichte ein und mit der Titanic unter.

Nach der Tragoedie gab es eine gerichtliche Untersuchung und es wurde festgestellt, dass die Rettungsboote schlecht ausgestattet waren, der Rettungsvorgang war absolut unorganisiert und Captain Smith hat zu spaet die Gefahr erkannt.

Man konnte sich auch einen Passagier der Titanic auswaehlen und seine Geschichte mitverfolgen. So gab es zum Beispiel einen Feuerwehrmann, der eine Frau und zwei Kinder hatte. Dieser haette gar nicht am Schiff mitreisen sollen, allerdings sprang er dann doch noch fuer einen Freund ein, dessen Frau das erste Kind erwartete. Er fuhr dann auch noch laenger mit, als eigentlich geplant war. Seine Leiche wurde spaeter geborgen und anhand des Feuerwehrausweises identifiziert. Obwohl Feuerwehrmaenner eigentlich bei uns als sehr wichtig angesehen werden, war er selbst „nur“ ein Dritte-Klasse Passagier.

Nach diesen vielen traurigen Geschichten waren wir schon recht erschoepft und hungrig und machten uns erst Mal auf Futtersuche. Nach einer ausgiebigen Staerkung ging unser Stadtrundgang durch Belfast los. Schon das erste Gebaeude fanden wir nicht, der Plan war irgendwie komisch. Wir suchten nach einer Statue, die „The Speaker“ hieß und symbolisieren sollte, dass an diesem Platz jeder seine Meinung oeffentlich kundtun koennte. Da wir sie nicht fanden, stellte ich mich einfach hin, spielte Statue und Geli knipste ein Foto. So geht Sightseeing ganz einfach! Auch die Waterfront Hall verwechselten wir mit einem Gebaeude neben dem Titanic-Museum, aber spaeter fanden wir noch die richtige. „The Speaker“ ließ sich ebenfalls nach einer Runde um ein interessant aussehendes Gebaeude blicken. Wir gaben also den Plan einfach zur Seite und spazierten immer den Schildren nach, und siehe da, wir fanden etliche Sehenswuerdigkeiten problemlos: Die City Hall, in der die Stadtverwaltung ihren Sitz hat, die Linen Hall Library, in der alle in Sammlungen ueber die Zeit des Nordirlandkonfliktes lesen konnten, das Shopping Center mit der Aussichtsplattform, die Kathedrale und die Belfast Print Workshop Gallery. In diese gingen wir auch hinein, um uns die Druckgrafiken naeher anzusehen. Unterwegs kamen wir auch durch kleine Gassen mit den beruehmten Wall Murals – den Wandmalereien die den Konflikt zum Thema hatten und auch heute noch sehr aktuell sind. Diese sind ja auch in Londonderry angeblich ueberall zu finden, aber wir fanden sie nur in Belfast. Das Custom House mit dem Speaker davor hatte ich ja schon erwaehnt, dann gab es noch den Albert Memorial Clocktower der im 19. Jahrhundert zu Ehren von Prinz Albert errichtet wurde, die Skulptur „Harmony of Belfast“ und den „Big Fish“ am Flussufer, das BBC-Gebaeude und schließlich auch das Hotel Europa – das angeblich am haeufigsten bombadierte Gebaeude Europas. Auch am Opern-Haus und dem Presbyterian Assembly Building spazierten wir vorbei. Danach waren wir voellig geschafft, ich hatte das Gefuehl, dass meine Schuhsohlen schon abgetragen waren, meine Fueße brannten und mein Knie ziepte. Ich hatte mir schon zu Recht ‚versehentlich‘ den Nordirland-Guide fuer ueber 55-Jaehrige aus der Touristeninfo mitgenommen… 😉

Nachher kamen wir auf der Fahrt zum Campingplatz dann noch zufaellig am Parlamentsgelaende vorbei. Dieses sieht eigentlich total schoen aus und ich haette es unter anderen Umstaenden auch gerne erkundigt, aber wir wollten dann doch einfach nur noch gemuetlich sitzen und Nichts tun. Unser Campingplatz ist recht lustig, er gehoert zu einem Gebaeude Namens „Ice Bowl“ dazu – so ein Vergnuegungsgebaeude, mit Bowlingbahn, Eislaufbahn und Outdoor-Adventure-Minigolf. Das Minigolf haette uns schon sehr gereizt, aber unsere Fuesse meinten: „Nein!“ Somit gab’s nur noch unser taegliches Brot-Kaese-Wurst Abendessen und jetzt geht’s ab ins Bett!

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