Der heutige Tag begann mit dem Erwachen in einem waschelnassen Zelt und starken Regenschauern. Das erste Mal, dass wir so richtig mieses Wetter hatten, dass auch nach dem Aufwachen noch anhielt. Wir fuhren eine Stunde im Regen zu dein Céide (spricht man wie „Cage“) Fields. Wie uns unsere Fuehrerin sagte, sind die Céide Fields „The most extensive Stoneage Monument in the world“, aber das Problem ist, dass der Großteil unter dem Torf begraben ist, da sie nicht alles ausgegraben haben. Das Visitor Centre, eine glaeserne Pyramide, wurde erst 1993 erbaut. In den 1930er Jahren hatte ein Bauer beim Torfstechen Steine entdeckt. Er schrieb an die Museen, etc. doch die Antwort war, dass nicht genug Geld fuer Archeologie vorhanden waere. Der Sohn des Entdeckers studierte allerdings Archeologie und begann etwa 40 Jahre spaeter mit seinen StudentInnen die Ausgrabungen. Er erkannte, dass die Steine zu einer mehr als 5000 Jahre alten Siedlung aus der Steinzeit gehoerten, die sich auf etwa 1500 Hektar erstreckte. Die Menschen die dort gelebt hatten, mussten sehr friedlich gewesen sein, denn man fand nirgendwo Waffen und alle Grundstuecke waren fair und gleichmaessig aufgeteilt. Man fand auhc Reste von Haeusern, Tonschuesseln und Werkzeugen. Sie waren vermutlich erst Ackerbauern und spaeter Viehhalter (dazu mussten sie das Vieh erst nach Irland verschiffen). Um Acker anzubauen, mussten sie erst die Waelder roden und abbrennen. Das Klima war damals um 2 Grad waermer und man vermutet, dass durch die Rodungen ein Klimawandel stattfand. Aufgrunddessen bildete sich der Torf, die Pflanzen starben ab, konnten aber nicht gaenzlich absterben, da das Moos dem Boden Sauerstoff entzog, und Sauerstoff fuer die Verwitterung notwendig ist. Dadurch wurde das Land irgendwann unfruchtbar und sie mussten weiterziehen, um sich ernaehren zu koennen. Die Ausstellung war derart umfangreich und interessant, dass wir sie nur weiterempfehlen koennen. Wir erfuhren sehr viel ueber Geologie und Klimawandlungen, Pflanzen, etc. Sie hatten auch etliche Grabstaetten, aber man fand keine Knochen von Toten. Dafuer aber, stellten sie fest, brannten die Steinzeitmenschen in den kleineren Raeumen der Grabanlagen Whisky. Der Whisky kommt also von den Toten und bringt einen leicht dorthin wieder zurueck 😉
Unsere Fuehrerin war total lieb, sie war ganz begeistert als sie hoerte, dass wir aus Oesterreich kamen, weil auf ihrer To-Do Liste der Wiener „Neujahrsball“ (Wir vermuten, sie meint den Opernball damit, da der wohl am bekanntesten ist) steht, sie will dort unbedingt hin und hat uns total viel darueber ausgefragt. Außerdem hat sie uns – und da war sie jetzt schon die vierte in diesem Urlaub – gefragt, ob wir Geschwister waeren. Erst hatte sie ueberhaupt geglaubt, Zwillinge, aber dann hat sie gesehen, dass wir unterschiedliche Augenfarben haben. Ich meinte danach zu Geli: „Wieso glauben die das alle, sind wir uns so aehnlich?“. Geli schnupperte erst an mir und dann an ihr und meinte: „Vielleicht stinken wir aehnlich.“ 😀 Als wir anfingen mit der Ausstellung in den Innenraeumen (wir waren die ersten Besucher), meinte sie, dass es auch eine Tour im Freien gibt, falls wir das machen wollen und ich meinte: „So there will be a poor guide who has to go outside today…?“… Tja, da wusste ich noch nicht dass SIE dann dieser ‚poor guide‘ sein wuerde. Geli lachte mich natuerlich, wie immer, aus. Draußen dann, als sie zum fuenften Mal erwaehnte – und es uns wiederholen ließ – dass dies das most extensive… eh schon wissen, sei, meinte sie noch: „Aber man sieht halt nichts, weil alles unter dem Torf ist, vor allem heute, wo es so schirch ist…. Die ArcheologInnen mussten hier ueberall mit diesem Stab herumstochern um zu sehen, wo unter dem Torf die Mauern sind, den ganzen Tag lang. Wollt ihr auch Archeologen werden?“ Ich erinnerte mich, dass ich dies kurz in Erwaegung gezogen hatte, als ich juenger war, da ich mir darunter immer ein „Im Sand spielen, in Aegypten oder sonst wo es warm ist“ vorgestellt hatte. Gut, dass ich mich selbst nicht allzu ernst genommen hatte ;-). Außerdem erzaehlte sie uns, dass eine Touristin das WAW Zeichen (eine gezackte weiße Linie auf blauen Hintergrund, die auf Schildern den Wild Atlantic Way markiert) als Markierung fuer die „bumpy roads“ gehalten hatte und gar nicht bemerkt hatte, dass es sich hierbei eigentlich um die Kuestenstraße handelte. Naja, Irland ist sehr unterschiedlich zu interpretieren. Als wir hinaus gingen, zog es kurz auf und die Sonne ließ sich ab und zu blicken, aber in den letzten fuenf Minuten der Tour peitschte es nur so auf uns. Letztendlich waren wir voellig durchnaesst, mussten im Auto unsere Hosen umziehen, mitten am Touristen-Parkplatz. Zu Lachen hatten wir aber genug.
Unser naechster Planpunkt waren eigentlich die Grabanlagen von Carrowmore. Auf dem Weg dorthin machte ich mir diesmal Gedanken ueber die Pferde und Voegel. Es standen auf einer Weide, Pferde, die genauso aussahen wir unsere Kuehe: Braun-Weiß gefleckt. Ich erkannte erst anhand der Statur, dass es entweder sehr magersuechtige Kuehe, die seltsam geformt waren, sein mussten, oder eben doch Pferde. Außerdem fiel uns langsam auf, dass die Voegel hier in Irland alle ziemliche Adrenalinjunkies sein muessen. Staendig flog uns einer ganz knapp vors Auto, oder spazierte ueberhaupt auf der Straße herum und verließ sich darauf, dass wir stehen blieben. Auch den Schafen sind die Autos herzlich wurscht, gestern ueberquerten ein großes und ein kleines Schaf die Straße, ueberlegten es sich aber dann doch und gallopierten die Straße vor unserem Auto entlang, bis sie auf einmal verschwunden waren. Nach einigem Suchen erkannten wir, dass sie an einer Kreuzung nach rechts abgebogen waren. Lustig, diese Tiere hier.
Kurz vor Carrowmore befanden wir dann doch, dass wir unsere Gesundheit nicht herausfordern wollten und daher bei dem Wetter die Grabanlagen lieber sein lassen wollten. Wir fuhren also direkt weiter nach Sligo. Wir fanden dort direkt bei dem County Museum einen tollen Parkplatz, bezahlten fuer 45 Minuten, um dann herauszufinden, dass das Museum heute geschlossen hatte. Daraufhin gaben wir in das Navi einen netten Pub in der Naehe ein, um Essen zu gehen, sahen, dass es ganz nah war und wollten zu Fuß gehen. Mir fiel dann aber ein, dass der Parkschein ja nur kurz hielt und ich dann waehrend dem Essen sicher 10 Minuten weggehen muesste, um einen neuen zu bezahlen und dann machte ich den Fehler, zu beschließen, doch mit dem Auto hinzufahren. Wir fanden gar keinen Parkplatz, parkten dann in einer Ausfahrt vor dem Yeats Memorial Building und ich ging hinein, um zu fragen, wo wir parken koennten. Sie benannte exakt die Straße, bei der wir vorher standen. Das war bloed von mir. Ich wollte aber unbedingt das Memorial Building laenger ansehen, da ich ueber diesen Autor eine Seminararbeit geschrieben hatte (ueber seine Elfen-Sagen) und ihn sehr interessant fand. Ich ging also schnell als Fast-Food Touristin durch und fotografierte jede Info-Tafel ab. Die werde ich dann wohl bei Zeiten lesen. Geli wartete inzwischen im Auto und wir fuhren danach ein Stueckchen weiter nach Drumcliff zu Yeats‘ Grab. Das war wenig spektakulaer, aber ich hab’s halt mal gesehen.
Anschließend gaben wir Rossnowlagh im Navi ein, da beide Reisefuehrer den wunderschoenen langen Sandstrand als absolut empfehlenswert benannten. Und hier kommt jetzt ein absoluter Geheimtipp…: Pfeift auf den Sandstrand, es gibt bei Rossnowlagh etwas VIEL besseres! Ihr muesst nur extrem gut schauen. Ins Navi haben wir eingegeben „Strand View“ in Lower Rossnowlagh. Wenn ihr also dann die Strecke von Drumcliff dorthin faehrt und eigentlich nur noch so 10 Minuten zum Strand habt, muesst ihr ganz genau schauen. Irgendwann geht links ein kleiner Pfeil auf einem braunen Schild hinein, und auf dem steht: „Shore Walk“. Dort faehrt ihr dann nach links und zwar so lange, bis ihr zu einer Bucht stoeßt, wo dann mehrere Haeuser sind. Dort geht dann nach rechts ein Weg die Klippen entlang und meiner Meinung nach sind die auch schoener als die Cliffs of Moher (zumindest den Bildern nach zu urteilen). Das war einfach wunderschoen heute. Noch dazu zog das Wetter fuer die Zeit, die wir unseren Spaziergang entlang der Klippen im Feld machten, extrem auf und wir hatten strahlenden Sonnenschein. Der zerklueftete Strand, das raue Meer, die Sonne, die Wolken, die langen Klippen – das alles ergab die perfekte Atmosphaere. Und uns kam nur ein Mensch entgegen, wir hatten absolute Ruhe und mussten keine 8 Euro fuer den Parkplatz dort zahlen. Ehrlich Leute, Cliffs of Moher findet ihr schoen? Dann auch unbedingt dorthin, das ist das Sahnehaeubchen eures Irland Aufenthalts – und fuer uns der perfekte Moher-Ersatz gewesen ;).
Der letzte Stopp des heutigen Tages waren dann die Slieve League Klippen, die sich in der Grafschaft Donegal etwas westlich von Killybegs befinden. Man kann diese eigentlich auch mit einer Bootstour von unten bewundern, aber da es schon 18:00 war, war uns bewusst, dass sich eine Bootstour nicht mehr ausgeht, zumal wir auch noch einen Weg von eineinhalb Stunden dorthin hatten. Unterwegs blieben wir in einem kleinen Dorf kurz vor Donegal bei einem Pub stehen. Unser Abendessen war diesmal koestlich, Geli aß ein Steak dass auf einem Sandwich drauflag, mit Champignons. Ich esse ja kein Rind, aber das war wirklich extrem gut, das hat sogar mir geschmeckt. Ich aß selbstgemachte Fruehlingsrollen mit Sweet-Chili-Sauce – also mal eine echte Abwechslung zu dem restlichen Pub-Essen der letzten Tage.
Slieve League sind eine der hoechsten Felsklippen Europas (nicht die hoechsten, wie viele annehmen, aber doch sehr hoch). Sie fallen ragen etwa 600 Meter aus dem Meer heraus. Wir fuhren die Straße hinauf, bis sich auf einmal eine Baustelle vor uns befand. Da war zwar ein Gatter, wir waren uns aber nicht sicher, ob wir passieren durften, also stellten wir unser Auto ab und gingen zu Fuß weiter. Nach 15 Minuten begann ich zu zweifeln, ob das nicht eventuell ein km langer Marsch werden wuerde, was um 20:00 etwas bedenklich ist, da wir ja noch ein Bed&Breakfast suchen muessten, nachdem unser Zelt voellig unbewohnbar ist. Immer wieder fuhren Autos an uns vorbei und uns wurde klar, dass wir sehrwohl hinauf fahren haetten koennen. Aber eigentlich hatten wir – ausnahmsweise – mal Lust, zu wandern, und fragten eine Franzosin wie weit es denn war. Sie meinte, nur ein halber Kilometer, und wir waren beruhigt. Wir sangen verschiedenste Kinder- und Wanderlieder und die Zeit verging im Fluge, schon standen wir vor den Klippen. Licht war nur noch wenig vorhanden, aber dafuer war es klar und wir konnten alles sehen. Sie waren wirklich imposant, aber immer noch nicht so schoen wie unserer kleiner Geheimtipp in Rossnowlagh. Beim Rueckweg wurde uns erst bewusst, wie weit wir eigentlich gegangen waren. Insgesamt waren wir dann etwa eineinhalb Stunden unterwegs. Aber es hatte sich definitiv gelohnt! Wir hatten ja auch ein paar neue, vierbeinige Freunde dazugewonnen, die Bergschafe. Und sie machten tatsaechlich „baeh“. Ich glaube, das habe ich ja noch nicht erwaehnt, aber Sean, der Pub-Besitzer, lachte mich aus, als ich meinte, dass die Schafe in Oesterreich „maeh“ machen und daher eine andere Sprache, als die irischen Schafe sprachen. Er meinte, nein, alle Schafe machen „baeh.“. Wir erkannten: Die weiblichen maehen und die maennlichen baehen.
Nun galt es, ein B&B zu finden. Und wir hatten absolutes Glueck! Gleich kurz nach dem Parkplatz vor den Klippen stand am Rand Kaite May’s B&B, mitten in der schoenen Huegellandschaft. Wir laeuteten an, eine Frau, die nur wenig aelter als wir war, oeffnete im Pyjama (die eigentliche Besitzerin ist in den Alpen wandern, von Innsbruck aus, wie wir spaeter erfuhren). Eigentlich sollte das B&B 60 Euro kosten, aber als ich ihr von unserem nassen Zelt und dass wir normalerweise nicht so ein großes Budget haben erzaehlte, ließ sie uns um 50 Euro hier schlafen. Sie war SO lieb und gastfreundlich. Sie fuehrte uns in ein unaufgeraeumtes Zimmer im ersten Stock und ließ uns dort unser Zelt aufstellen (und obwohl wir ihren ganzen Boden damit nass machten, war das gar kein Problem) und unsere Schlafsaecke auslegen. Wir hatten sie nicht darum gebeten, sondern sie hat es von sich aus angeboten. Sie fragte uns auch gleich ob wir Kekse oder Tee wollten, oder ob sie Waesche von uns in den Trockner werfen soll, falls die auch nass ist. Also einfach total herzig! Das Zimmer ist auch nett – und sogar mal warm – man hoert draussen die Schafe baehen/maehen und es ist sooo schoen ruhig hier. Wir fuehlen uns superwohl und gehen jetzt, um 22:30, schlafen.