Um 07:45 standen wir nach einer Nacht im warmen Bett erholt auf und begaben uns in den Fruehstuecksraum. Wir waren die einzigen Gaeste, aber das Buffet war reichlich: mit Muesli, Yoghurt, Obst, Marmelade, etc. Die B&B Besitzerin kochte gerade extra fuer uns ein irisches Fruehstueck: Sausage, Bacon and Egg. Nach meinem gestrigen Panini hatte ich so meine Bedenken, aber sieh an: Englische Wuerstchen koennen ja doch Farbe und Geschmack haben und auch der Speck war besser. Sie war sehr stolz als ich meinte ,das waere das beste Wuerstchen dass ich bisher hier gegessen hatte (auch wenns nur zweimal war). Ich nahm mir nachher noch ein Muesli, da sie leckeres Porridge hatten.
Wir packten unsere Sachen, duschten einmal sogar mit Wasser statt mit Deo und waren um 10:15 bereit fuer den 1. Tag in Irland. Wieder zeigte sich der gluecksbringende Lebrechaun, der uns begleitete: Statt 63 Euro zahlten wir nur 60, da wir angeblich so wenig gefruehstueckt hatten. Unser erstes Ziel war das Hook Lighthouse, doch auf dem Weg dorthin stießen wir auf mehrere schoene Orte. So kamen wir zunaechst zum Agricultural Museum & Gardens. Dort sahen wir uns die Gaerten an und spazierten ein wenig herum.
Bevor wir das Hook Head Lighthouse erreichten, kamen wir auch noch bei einem Haunted House vorbei; der Loftus Hall. Wir beschlossen, dort eine Fuehrung mitzumachen. Das bereuten wir nicht! Unser Guide war einfach großartig und schaffte es, alle in den Bann zu ziehen. Ich bin ziemlich ueberzeugt davon, dass er Schauspieler ist, aufgrund seiner Artikulation (Geli: „Du meinst, weil du sein Englisch mal verstanden hast?“) und seiner Gestik und diversen Begriffen die er verwendete (e.g. Freeze Frame). Er fuehrte uns durch verschiedenste Raeume und stellte einige Szenen zusammen mit ein paar Unfreiwilligen schauspielerisch dar. Es ging um Ann, die sich in den Teufel verliebte und ihm ewig hinterhertrauerte als er verschwand. Nach ihrem Tod spukte sie offenbar in diesem Haus weiter. Der Guide machte auch etliche Witze – und der Englisch/Irische Humor fasziniert mich sowieso immer wieder. Die Fuehrung hatte sich auf jeden Fall gelohnt! Danach schlenderten wir noch hinunter zum Strand. In Reisefuehrern steht immer drinnen, dass Irland mit wunderschoenen Sandstraenden punktet, unserer Meinung nach allerdings sind die Felsstraende die waren Augenweiden. Wir genossen es herumzuklettern, Fotos zu machen und die frische Meerluft einzuatmen. Es war einfach herrlich!
Im Souvenir Shop kauften wir dann noch zwei CDs mit Irischer Musik und somit konnten wir uns gut vorbereitet auf den Weg zum Lighthouse machen. Dort angekommen waren wir allerdings ein wenig enttaeuscht, da einen Tag zuvor ein Piratenfest beim Lighthouse gefeiert worden war und wir es leider verpasst hatten. Das waer doch was fuer uns gewesen! Aber wir hatten andere tolle Dinge erlebt, somit vertraten wir uns die Beine und fuhren dann weiter Richtung Cork, mit dem Plan, irgendwo stehen zu bleiben und zu campen. Allerdings gefiel uns unterwegs New Ross sehr gut und wir hatten die Hoffnung, dort etwas Essbares zu finden. Was wir aber vorfanden war die Dunbrody, ein Schiff im Hafen das an die Emigration der Irren zur Zeit der Kartoffel-Seuche und darauffolgenden Hungersnot erinnern sollte. Ich bin eine begeisterte Studentin der Irischen Geschichte und hatte schon etliches darueber gelesen, also wollte ich natuerlich unbedingt an Bord gehen. Als wir hinein kamen, stellte sich allerdings heraus, dass die letzte Fuehrung schon angefangen hatte. Ich war sehr enttaeuscht und erklaerte der Dame, dass wir nur heute hier waeren. Sie meinte, wir koennen ja einfach alleine am Schiff herum gehen und verrechnete uns den billigeren Studentinnenpreis. Na gut, eigentlich hatte ich mir dabei nichts gespart, aber es war nett von ihr. Wir wurden von einer Mitarbeiterin an Bord gefuehrt, die uns einen Crash-Kurs in Sachen Dunbrody gab. Zufaellig stand allerdings noch der Guide an Deck mit einer kleinen Gruppe und sie meinte, wir haetten nicht viel verpasst und koennten doch noch an der Tour teilnehmen. Abermals waren wir fasziniert von dem „Lucky Leprechaun“ der uns auf unserer Reise begleitete und immer wieder half. (Das gleichnamige Lied war zur Zeit der große Hit in unserem Auto: http://www.youtube.com/watch?v=_Kh1XJNsB-0&feature=kp). Die Fuehrung war abermals grandios. Der Guide war ganz stolz darauf, dass er einiges an Deutschen Worten bezueglich des Schiffes aufgeschnappt hat und uebersetzte immer wieder einige Dinge fuer uns. Er erzaehlte uns, dass in einem kleinen Teil des Schiffes bis zu 200 Leute zusammenlebten. Ein Bett, das ungefaehr so groß wie ein heutiges Full-Size Bett ist (die, die weder ein Einzel, noch ein Doppelbett sind), war immer fuer eine ganze Familie und oft gab es Familien mit bis zu zehn Mitgliedern. Sie durften nur einmal taeglich fuer 30 Minuten an Deck und sonst 2 Monate unten bleiben. Dort hatten sie pro Woche nur einen minimalen Vorrat an einer steinharten Mischung aus Brot und Haferflocken. Um diese aufzuweichen, nutzten sie die 30 Minuten an Deck um Regenwasser zu sammeln. Viele hatten Seuchen und alle waren seekrank… Man kann sich also vorstellen, wie schlimm es auf der Reise zuging. Etliche starben. Eine dicke Mauer trennte sie von den zwei Familien, die immer First Class mitreisen durften. Sie aßen mit dem Captain, das beste und feinste Essen, konnten den ganzen Tag an Deck verbringen, wo die Kinder spielten und sich an der Meeresluft erfreuten. Die anderen Passagiere sahen sie nie. Die Dunbrody wurde einem Captain gewidmet, der jahrelang mit ihr Tausende von Iren nach Amerika brachte. Er war der Star dieser Zeit, da er sich besonders gut um das Wohl seiner Passagiere kuemmerte. War jemand krank, versorgte er sie persoenlich und er sorgte auch dafuer, dass zumindest genuegend Brot fuer die Familien vorhanden war.
Der erste Tag in Irland war also sehr gelungen und wir hatten viel erlebt. Wir erkannten aber, dass es sein koennte, dass wir nicht unseren gesamten Plan schaffen wuerden und eventuell irgendwann mal wieder kommen muessten. Zum Beispiel koennten wir Dublin ein anderes Mal besuchen, sollte es wirklich eng werden.
Das Einzige, was heute nicht so gut gelang, war die Suche nach Essen. Wir brauchten sehr lange, bis wir endlich einen Pub fanden, der halbwegs sinnvolles Essen anbot. Geli aß einen Burger und ich einen Caesar Salat. Der war allerdings wahnsinnig gut, mit knusprigen Speckstuecken, Rucola und superleckerem Huehnchen. Leider ging es mir gegen Abend zu sehr schlecht, ich schien mir den Hals entzunden zu haben und fuehlte mich leicht fiebrig. Ich wurde immer ruhiger, und bei mir ist das natuerlich sehr ungewoehnlich, wenn ich meinen Mund mal nicht offen habe. Geli versorgte mich mit Globoli, ich mich mit NeoCitran und ab ging es auf die Suche nach einer Bleibe fuer die Nacht.
Wir fanden einen netten Campingplatz in der Naehe von Youghal. Schon nach kuerzester Zeit war leider wieder unser Zelt nass, da es ziemlich viel regnete. Wir hatten ja sehr viel Glueck mit dem Wetter bisher, es regnete immer nur, sobald wir unter einem Dach waren, aber beim Zelten konnte das schon recht unangenehm werden.